Sepultura
Roots (Platten der Neunziger)
Text: Andreas Kohl | Erschienen in: VISIONS Nr. 88
“Rooots, Bloodddyyy Roooooaaaats!” Fast wie ein Schlachtruf hämmert dieser Meilenstein los. Schon der Einstieg kann als symptomatisch für das gelten, was Sepultura mit ihrem '96er Werk ins Rollen gebracht haben. Eingefleischte Fans werden sicher mit grimmiger Stirn auf der Position beharren, dass “Arise” eher einen Platz in unserer Bestenliste verdient hätte. Sicher, “Arise” war zu gegebenem Zeitpunkt die beste Metal-Platte, die man sich wünschen konnte, “Roots” hingegen ist mehr. Viel mehr. “Roots” ist die Platte, die Metal mit seinen strengen Gesetzen im Rücken niemals hätte hervorbringen dürfen. Gewohnt aggressiv erteilen Sepultura hier einem Großteil dessen, wofür sie seit “Beneath The Remains” gestanden haben, eine Absage. Es geht nicht mehr um Speed, nicht mehr um das Ausreizen von Metal-Grenzen, sondern darum, sie einzureißen, Einflüsse zu nutzen und neue Wege zu gehen. Aus der Erfahrung weiß man, wie schnell der Versuch, sich musikalisch mit traditionellen Wurzeln auseinanderzusetzen, fehlschlagen kann. Sepultura liefern hingegen ein Meisterstück in Sachen organischer Roots-Verarbeitung, stellen die abendländische Kultur und die Traditionen des Volkes der Xavante gleichberechtigt in einen neuen Kontext und schaffen es damit, ihre eigenen Wurzeln zu finden, ohne in weinerlichen Dritte-Welt-Aktionismus zu verfallen. Und so ganz nebenbei rocken sie uns dann auch noch den Arsch weg, dass wir noch Wochen später nicht vernünftig sitzen können.
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