Deep Elm’ mal wieder – das Label, das alle Emo-Klischees bereitwillig übererfüllt, seine Compilations “This Is How I Kill My Tears” oder “Emo Diaries” nennt und ansonsten vor allem durch vertonten Durchschnitt glänzt. Kommt nun eine neue Band des Weges, ist man bereits im Vorfeld geneigt, seinen Vorurteilen freien Lauf zu lassen. Im Falle von Lock And Key aber sind Hohn und Häme fehl am Platz: Das Quartett tut sich nicht durch weinerliches Gejammer hervor, nicht durch plakative Songtitel über gebrochene Herzen und einsame Seelen, nicht durch selbstverliebte Leidensposen. Stattdessen bieten Lock And Key ein gelungenes Post-Hardcore-Brett, mit dem sie sich als Hoffnungsträger der Szene empfehlen. Leicht vertrackt, aber nicht zu kompliziert, melodisch, aber nicht zu glatt, eingängig, aber nicht penetrant: Musikalisch ist die Band durchaus eine Entdeckung wert. Das große Plus ist aber die Stimme. Dass ausgerechnet Ryan Shanahan, ein Milchbubi mit Hornbrille, dieses kehlige Organ, das nach drei Schachteln Rothändle ohne und einer Flasche Whiskey pro Tag klingt, sein eigen nennt, ist geradezu erstaunlich. Und selbst wenn auf dem Debüt “Pull Up The Floorboards” noch nicht jeder Song ein Treffer ist, muss man sich nur an Small Brown Bike erinnern: Die galten zunächst auch nur als Hot Water Music-Epigonen und wuchsen später über sich selbst hinaus.