Jetzt ist es passiert: Die Band mit den vielen Gegnern und eigenen Ultras hat eine nette Platte gemacht. “Nett” im Oasis-Kontext – das hätte vor ein paar Jahren noch blutige Ohren gegeben. Coldplay auch. Oasis wollten irgendwie gefährlich sein, doch wirkten ihre auf Widescreen getrimmten Songs eher wie tumbe Elefanten denn als größte Popsongs aller Zeiten. “Don’t Believe The Truth” ist natürlich wieder ein sagenhaft bescheuerter Titel, wie übrigens auch sonst lyrisch alles seinen gewohnten Gaga-Gang geht. Die Idee zu “Part Of The Queue” hatte Noel tatsächlich an der Supermarktkasse. Nie gut, wenn Rockstars selber einkaufen gehen. Aber für die Musik haben alle vier aktiven Oasis-Mitglieder (Drummer Zak Starkey, Sohn von Ringo Starr, ist noch Interims-Schlagzeuger) zugehört, nachgedacht und sich sogar ein wenig in Bescheidenheit geübt. Statt mit lautem Gedröhne startet die Eröffnung “Turn Up The Sun” akustisch und entspannt. Man könnte fast denken, die neue Travis wäre da. Sowieso: Oasis und die Akustikgitarre, das war bislang immer eine Balladengeschichte. Songs wie der Schunkler “Lyla” (ein fast vergessener Song, jetzt die Single) oder “The Importance Of Being Idle” haben einen angenehmen Schwung, der an den cleveren Proto-Britpop der Kinks erinnert. Überraschend auch der Variantenreichtum in den Credits: Nur fünf der elf Songs stammen von Noel – darunter die starke aber doch sehr nah an den Originalen gebaute Velvet Undeground-Hommage “Mucky Fingers”. Während sich Gem Archer und Andy Bell immer noch nicht ganz frei geschwommen haben und ihr eigenes Potenzial im Schatten der Gallaghers nur unzureichend ausschöpfen, hat Liam seine naive Probierphase hörbar hinter sich. “Love Like A Bomb”, einer von seinen drei Songs, ist die beste Komposition einer guten Oasis-Platte, die entspannt, atmungsaktiv und aufgelockert klingt. Den großen Druck haben heute andere. Oasis fangen an, ihre Zeitlosigkeit als Stärke zu entdecken.
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