Aber was will man auch anderes erwarten? Ein Cover wie ein Batik-Shirt, Bandmitglieder in viel zu weiten Hemden. Wem bei diesem Anblick keine süß-klebrigen 90er-Erinnerungen die Sicht vernebeln, der hat vermutlich nie eine Kassette mit dem Bleistift zurückgespult. Sowieso würden Kassetten und deren kleines Revival dem Sound von 1000 Gram hervorragend zu Gesicht stehen – da dürfen Staatsakt gerne nachrüsten. Die Stimme von Moritz Lieberkühn ist gedämpft, er isst vermutlich halb das Mikro auf. Dennoch bringt er genug Schwung mit, um Songs wie “Galopping Breeze” von schrägem Shoegaze in Richtung verträumten Indierock zu lenken. Das deutsch-schwedischfinnisch-österreichische Quintett hat Spaß daran, Gitarren und Bass miteinander zu verzwirbeln, bremst sich aber selbst immer wieder mit seinem grundentspannten 90er-Vibe aus. Wie ein Schleier liegt die Erinnerung an Pavement, den Lemonheads & Co. über dem Album. Zu den Refrains von “Daydream” und “See Norris” fährt das Schiebedach quasi von alleine nach hinten, das schwerfällige “Dont Mind / Will Abide” ist dann die obligatorische After-Sun-Lotion nach dem Sonnenbad. Das reicht, um Produzent Moses Schneider davon zu überzeugen, er habe die Rockplatte des Jahres aufgenommen. Aber der hat das Album auch hunderte Male gehört. Die meisten Lieder brauchen dann doch ihre Zeit, bis sie neben Charme auch Wiedererkennungspotenzial entwickeln. Verträumt ist “By All Dreams Necessary” geworden, ja. Aber manchmal auch ein wenig verschlafen.