120 Days verstehen sich darauf, Erwartungen einer ravenden Gemeinde entgegenzukommen. Kilometerlanges Gitarrenfeedback, schwebende Flächen im Endlosloop, synthetische Drums, ein Sänger als Schamane – das kommt derzeit gut an. Ein Remixauftrag von Bloc Party ließ nicht lange auf sich warten, und auf drei Singles folgt das Debütalbum. Insgesamt durchaus dunkler gefärbt als der typische Manchester Rave à la Happy Mondays lässt es sich eher auf Bands wie Killing Joke oder Suicide beziehen. Unsympathisch ist das nicht. “I’ve Lost My Vision”, der letzte Song, hat durchaus das Zeug, Türen in eine andere Dimension aufzustoßen. Lässt man sich darauf ein, geht auf dem mehr als zehnminütigen Trip jedes reale Zeitgefühl verloren. Andererseits kochen aber auch 120 Days nur mit Wasser, und was mit einer Handvoll Singles funktioniert oder als ein Track in einem DJ-Set, verliert auf Albumlänge an Faszination. Zu wenig variabel gehen die vier mit den zur Verfügung stehenden Elementen um, zu vorhersehbar sind Entwicklung und Struktur der meisten der neun Nummern auf dem Album. Die Aufmerksamkeit, die ihnen aktuell entgegenschlägt, kommt nicht unverdient, um sich jedoch langfristig als Band einer ersten Liga zu behaupten, reicht das hier kaum.