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    2nd Grade
    Hit To Hit

    VÖ: 29.05.2020 | Label: Double Double Whammy/Bertus
    Text:
    Platte des Monats
    2nd Grade - Hit To Hit

    Erlaubt sich Peter Gill hier einen elaborierten Scherz und macht uns etwas vor? Oder ist “Hit To Hit” wirklich das, was es vorgibt zu sein: eine Platte gewordene Liebeserklärung an die Mischung aus klebrigem Trash und aalglatter Coolness auf dem zugehörigen Coverartwork?

    James Alex muss vor Wut kochen. Man kann sich bildlich vorstellen, wie sich der Beach Slang-Kopf die wuscheligen Haare rauft und in seinem Zuhause grummelig auf und ab stapft. Da versucht er jahrelang, den Replacements ein musikalisches Denkmal zu errichten und daraus das Geheimnis für ewige Jugend in verrauchten Kellerkneipen und hinter dem Steuer eines Muscle Cars zu destillieren. Und dann schnappt sich der Songwriter Peter Gill seine Gitarreneffekte, ein paar Musikerkollegen und im Fall des knarzigen Bluesrockers “Baby’s First Words” auch mal ein zweieinhalbjähriges Kleinkind, reist noch ein paar Jahrzehnte weiter zurück und reißt alles, was Alex sich aufgebaut hat, mit dem Arsch ein. Denn wenn ein modernes Album den leicht abgestandenen Dunst von klassischer Americana einfängt, dann das musikalisch unbeschwert wildernde “Hit To Hit”. Das liegt zum Teil auch daran, dass Gill die Feingeistigkeit und lyrische Verschrobenheit seiner alten Bands Free Cake For Every Creature und Friendship in einer Staubwolke hinter sich lässt und sich in 24 Songs zwischen 54 und 190 Sekunden ganz und gar alltäglichen Momentaufnahmen widmet. Da kann der Promotext noch so viel um den heißen Brei herumreden, in Stücke wie dem melancholisch-twangigen Indie-Walzer “My Bike” muss man keine großen Gesten hineininterpretieren. Es geht einfach nur darum, mit seinem Fahrrad zum Plattenladen zu fahren und das Hier und Jetzt zu genießen. “When I’m on my bike, everyone can just take a hike” – simple Reime für simple Gefühle. Und um das nochmal deutlich zu machen: Das ist keineswegs abwertend gemeint. “Hit To Hit” ist tatsächlich randvoll mit erfrischend unverkopften Hits, die gerade in der derzeitigen Situation eine angenehm einfach zu schluckende Ablenkung darstellen. Es geht um Cherry Cola, um Lobeshymnen an einen legendären Gitarrenverstärker, um bevorstehende laue Sommernächte, um Klassiker der amerikanischen Filmgeschichte. Trotz der lockeren Themen lässt Gill den Sound allerdings nicht schleifen, sondern dirigiert sein Ensemble aus Gitarristin Catherine Dwyer, Gitarrist Jon Samuels – der dem heimlichen Americana-Hit “100 Hours” seine Stimme leiht –, Bassist Jack Washburn und Schlagzeuger Will Kennedy mit straffen Zügeln durch die auf den Punkt komponierten, immer mit leichter Vintage-Patina überzogenen Songs. Die ungebrochene Faszination, die Popmusik ihrer eigenen Vergangenheit gegenüber an den Tag legt, ist so offensichtlich, dass neben Schubkarren voller wissenschaftlicher Abhandlungen darüber auch immer wieder Alben entstehen, die sich musikalisch einem bestimmten Jahrzehnt oder einen bestimmten Genre verpflichten. Das dazugehörige Lebensgefühl direkt mit einzutüten, schaffen nur die wenigsten Platten. “Hit To Hit” ist so eine. Und auch wenn sie ordentlich Schützenhilfe von artverwandten Genres wie Proto-Punk, Slacker-Indie und Americana bekommt: So frisch und gleichzeitig so originalgetreu klang im 21. Jahrhundert noch kein Powerpop-Album. Sorry, James Alex.

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