31Knots
The Days And Nights Of Everythng Anywhere
Text: Dirk Siepe
Prog-Pop? Post-Kraut? Experimental-Indie-Rock? Nein, selbst Kategorien, die im Grunde alle Freiheiten offenlass, sind für dieses Trio aus Portland/Oregon noch viel zu eng. Beatleske Melodieansätze werden durch elektronische Verzerrung auf den Kopf gestellt, vertraute Popschemata nur angerissen, um sie sogleich lustvoll zu dekonstruieren. Das ist mitunter anstrengend, aber die Mühe lohnt sich, und das nicht allein für Fans von Querkünstlern wie den Residents, auch wenn die sakrale Gehirnwäsche bei “Sanctify” dezent an diese obskuren Avantgarde-Ikonen erinnert. Auch Freunde von Sonic Youth oder Mike-Patton-Projekten sollten zuhören. Belohnt werden sie mit meisterlich zusammengefügten Versatzstücken aus u.a. Jazz, Vaudeville-Punk und Math-Rock. Dass 31 Knots auch leichter verdaulich musizieren könnten, lassen sie des öfteren durchblicken, doch tauchen sie nach einem rifflastigen Intro wie dem von “The Days And Nights Of Lust And Presumption” gleich wieder ein in wild mäandernde Gitarrenläufe und Rhythmusexkursionen. Gut so. Erst dadurch wird “The Days and Nights Of Everything Anywhere” zu einem unantastbaren Stück Musik, dem nur leider manche Kollegen – wie schon bei den vergleichbar famosen Alben “A Word Is Also A Picture Of A Word” (2002), “It Was High Time To Escape” (2003) und “Talk Like Blood” (2005) geschehen – nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken. Der Kenner schüttelt verständnislos den Kopf und genießt.
weitere Platten
Trump Harm
VÖ: 06.05.2011
Worried Well
VÖ: 05.09.2008
Talk Like Blood
VÖ: 10.10.2005
It Was High Time To Escape
VÖ: 03.11.2003