A Burial At Sea
A Burial At Sea
Text: Matthias Möde
Band- und Albumname können dabei in die Irre führen, denn die neun Songs und rund 47 Minuten auf “A Burial At Sea” spiegeln keineswegs die Schwere einer Seebestattung wider und auch nicht die tiefe Melancholie von Mono, nach dessen Song “Burial At Sea” sich die Band aus Irland und Liverpool womöglich benannt hat. Verglichen mit dem schwermütigen Post-Rock der japanischen Band klingen A Burial At Sea jedenfalls so verspielt wie ein von der Leine gelassenes Rudel junger Hunde. Das Quintett jagt seine Riffs im Zickzack durch den Äther, haut kräftig auf die Pauke und kommt tatsächlich auch noch mit einer Trompete um die Ecke. Auf dem Cover geht diese voran, auf dem Album setzt sie eher melodiöse, stets wunderbare Akzente im Gesamtbild, leitet ruhigere Passagen ein oder verleiht den zwei wirbelnden Gitarren, dem Bass und dem scheppernden Schlagzeug mehr Tiefe. Neu ist der Einsatz einer Trompete im Post-Rock nicht, Bands wie Ef, Shels, The Samuel Jackson
Five, The Drift oder Do Make Say Think haben mit dem Blasinstrument schon einige ihrer Songs verfeinert, allerdings klingt keine der genannten Bands auch nur halb so sehr nach funkelndem Mathrock, was in etwa das Gegenstück zum vollen, klassischen Klang einer Trompete ist. Wenn ein Song wie “Nice From Afar, Far From Nice” von Gitarrenriffs und Rhythmen durch die Luft geschleudert wird, und damit nicht als einziger an And So I Watch You From Afar erinnert, spielt die Trompete keine oder kaum eine Rolle, dafür trägt sie den Song im Mittelteil für kurze Zeit in träumerische Sphären. Das großartige “Breezehome” spielt mit einer ähnlichen Dynamik, eröffnet mit einem eingängigen Gitarrenriff und verspielter Rhythmik, wechselt in einen schwärmerischen Trompetenpart und fährt langsam und wunderbar wieder mit glänzenden Gitarrenlinien hoch, bevor der zwei Sekunden kurze Lalalalala-Gang-Shout den Startschuss zum Durchdrehen gibt. Mehr Gesang ist nur im Mittelteil von “Lightning Blanket” zu hören, in dem sich Rhythmus und funkelnde Gitarren langsam steigern, von der Trompete begleitet werden und letztlich ein grandioses Feuerwerk entzünden, bevor das abschließende Epos “Tropic Of Cancer” in über neun Minuten vor allem mit bedächtiger Rhythmik und Melodie sowie mit kleinen Überraschungen den
Vorhang theatralisch zuzieht. Ein erstaunliches Debüt, dessen Geheimnis die vorangegangene EP “…And The Sum Of Its Parts” (2018) schon im Titel verdeutlichte: Die Summe der einzelnen Instrumente und Ideen macht A Burial At Sea so stark und spannend.
weitere Platten
Close To Home
VÖ: 23.02.2024
...And The Sum Of Its Parts (EP)
VÖ: 17.05.2018