Die Geschmackspolizei hat bei ihnen ohnehin längst abgewunken. Frech war das Quintett aus Ocala, Florida schon immer, aber dass sich der Opener seines siebten Albums dahingehend selbstreferentiell lesen lässt, hat schon eine andere Qualität: “No escape/ No future/ Saddle up boys/ We’re headed for the brick wall”. Schließlich ist ihnen bewusst, dass die Vorzeichen befürchten lassen, dass “You’re Welcome” selbst für Die-Hard-Fans zu einem fiesen Unfall in Zeitlupe gerät. So neue Wege wie “Rescue Me”, eine Kooperation mit dem EDM-Produzenten Marshmello von 2019, geht das Album allerdings nicht. Vielmehr verpassen A Day To Remember ihrem Signature Sound ein nachvollziehbares Update. Das Fischen in den Gewässern der elektronischen Musik, des Rap und Pop hat der Band zufolge zu einer wahren Kreativexplosion geführt – die sich in unterhaltsamen Songs bemerkbar macht. Da wäre etwa besagtes “Brick Wall”, das im Prinzip auch als cleverer Ausreißer auf dem Vorgänger “Bad Vibrations” stehen könnte. Die Markenzeichen, sprich Eingängigkeit plus dicke Breakdowns, sind da und klingen, nun ja, frischer. “Mindreader” und viel mehr noch “Bloodsucker” hingegen erinnern an aktuelle Fall Out Boy, bieten verchromten Pop mit Punk-Zierleisten. Bevor empörte Fans mit dem Schlüssel auf den Lack losgehen können, tun A Day To Remember das lieber selbst und fahren mit Last Chance To Dance schweres Gerät auf, das mit creepy Synthies und “Hu!”-Gangshouts sogar die Bollos besänftigen dürfte. Im Prinzip ist also alles beim Alten, mit der Einschränkung, dass die Band neue Spielzeuge gebraucht hat, um selbst weiterhin Spaß an ihrer Musik zu haben. Deshalb klingt “Resentment” eben wie ein in Fortnite nachgestelltes Hardcore-Konzert und “Viva La Mexico” genauso liebenswert-dämlich wie sein Titel erahnen lässt: “Arriba/ Viva La Mexico/ It was more than I wanted, now I can’t let go/ Yeah yeah yeah”. All das ergibt viel mehr Sinn als es eigentlich dürfte, dennoch ist “You’re Welcome” ganz sicher keine perfekte Platte, auch nicht für Menschen, die sich bisher von A Day To Remember angesprochen fühlten. Dazu sind Pop-Rock-Nummern wie “Fuck You Money” und “Only Money” – ein konzeptioneller Rahmen sei hier mal dahingestellt – zu austauschbar und “Everything We Need” zeigt, dass ein Lagerfeuer im Stadion nicht warmhält. Aber sei’s drum, über weite Strecken ist das Album für Menschen, die mit derlei Musik generell etwas anfangen können, ziemlich gelungen.