Das 13-minütige “Nightingale Express” ist die imposante Pforte zu einem Labyrinth aus verwinkelten Räumen, schummrigen Verließen und Gängen, die kein Ende nehmen. Direkt nach dem flehend wiederholten “Come on home” fällt das Tor zu, die Wirklichkeit muss draußen bleiben. Drinnen zerfließen tausend Töne wie warmes Wachs, beginnen zu klumpen, bis sich allmählich ein fabelhaftes Gebilde aus Prog und Pop formt. Ein ums andere Mal verändert der Song seine äußere Gestalt, knochige Gitarren treiben die Geschichte in Richtung Alternative, gefühlsseliger Schönklang führt zurück zum mutigen Pop. Vieles hier hat mehr Schichten als eine gut gewachsene Zwiebel, drückt aber nie auf die Gefühlsdrüsen. A Liquid Landscape setzen auf Subtilität, die ergreifend klingt. “June Fifth” hat was von Dredg, die den Rock vollends unter den Füßen verloren haben. “Phases” trifft einen traumhaften Ton zwischen Leben und Schlafen, Wachen und Hoffen. “In Out Of Line” ist auch Platz für einen schnatternden Synthesizer, auf den A Liquid Landscape einen fein austarierten Rocksong legen, der nie zu kippen droht. Was die Niederländer hier an akustischer Architektur aufziehen, erinnert in seiner traumwandlerischen Komplexität und der konsequenten Verweigerung gerader Linien häufig an Coheed And Cambria. Mit den New Yorkern teilen sie die Ambitionen, das Potenzial – und das Dilemma. “Nightingale Express” ist ein verwunschenes Märchenschloss, in dem alles möglich ist. Auch, dass sich die Hausherren verlaufen.
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VÖ: 21.11.2014