Wenn zu Hause ein überschaubarer Bekanntheitsgrad das ausgiebige Touren in Übersee nicht unbedingt aufzwingt, versuchen doch etliche Bands aus Australien oder den USA ihr Glück in Europa. Einer der Hauptgründe ist simpel: Weil die Distanzen zwischen Städten deutlich kürzer ausfallen, vergünstigt sich der Tour-Alltag um etliche Kilometer. Aaron Brooks zog es 2011 mit seiner Psychedelic-Rockband Simeon Soul Charger deshalb nach Deutschland. Die Band ist inzwischen Geschichte, und Brooks verdingt sich zwangsläufig als Quasi-Solokünstler. Denn selbst wenn Akustikgitarre und Klavier die Basis seines Debüts gewesen sind, ist “Homunculus” weit weg von einem puristischen Singer/Songwriter-Album und einer One-Man-Show. Groß gedachte Arrangements verlangen nach einer vielköpfigen Band, darunter zwei Geigerinnen und eine Cellistin, die eine Vielfalt ermöglichen, die etwa in der Pianoballade “Wake Up The Mountain” mit Musical-Finale an Muse heranreicht. Lies wird wiederum von einem R.E.M.-Basslauf par excellence dominiert. Brooks klingt dabei nicht nur ein bisschen wie Tobias Forge, das pastorale “Youre Just A Picture In A Frame” hat auch Ähnlichkeit zu dessen Band Ghost, die mehr Musical als Metal sind. Polka-Einflüsse in “Bodega, Bodega” und der unverblümte Country aus “By Your Halo Or The Fork Of Your Tongue” passen irrwitziger Weise auch noch dazwischen. Eine Platte zum Stiefelwienern und Kilometer machen, die im Ganzen progressiver ausfällt als ihre Einzelteile.