Die vier Kapitel (“Anthropocene”, “Phytocene”, “Myocene”, “Orkytocene” – auf der Doppel-LP umfasst jede Seite eins) verfolgen dabei eine Chronologie des Untergangs, sie unterscheiden sich textlich und musikalisch: Die Schweizer Post-Metal-Band versucht jeweils unterschiedliche Ansätze umzusetzen, was das Songwriting und den Sound betrifft. Auch Produzent Magnus Lindberg hat beim Abmischen der Platte unterschiedliche Herangehensweisen gewählt, um den Kapiteln eine eigene Ästhetik zu verleihen, die man zum Großteil auch hören kann. Etwa wenn “Anthropocene” mit dem panischen “Hyperoine” endet und man von “To The Ground” ins “Phytocene” gesogen wird, das mit “Silent At Last” seinen schwarzen Mantel über alles legt. Zum spürbaren Wechsel trägt die Stimmvielfalt Abrahams bei: “Hyperoine” wird von einer emotionalen Hardcore-Stimme getragen, “Silent At Last” von animalischem Growlen und Kreischen. Mit “Rise Goddess” endet das zweite Kapitel trotz Chor gnadenlos. “Errant” und sein schräger Gesang lassen das anbrechende “Myocene”-Zeitalter abgedreht anklingen. In allen sechs Tracks des Kapitels gehen Abraham stimmlich und musikalisch experimenteller zur Sache und sparen sich trotzdem 35 Minuten für das finale “Orkytocene”-Kapitel auf. Dessen karge und kalte Instrumentierung verdeutlicht, dass hier nichts mehr zu holen ist. Nach “Wind”, “Earth” und “Fire” startet mit “Space Departure” der musikalische Meltdown für die letzten Überlebenden. Die Dystopie, die keineswegs politisch zu verstehen ist und für den Zuhörer eine echte Herausforderung darstellt, hat ihren Endpunkt gefunden.
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