Abraham
The Serpent, The Prophet & The Whore
Text: Karsten Köhler
Die Zuordnung zum Postmetal greift eigentlich zu kurz, denn so klar wie Cult Of Luna oder Isis klingen Abraham nicht, auch wenn die beiden Bands ganz offensichtliche Einflüsse sind: schwere Riffs, düstere Atmosphäre und weitläufige Songs. Wo bei den genannten Bands der Gesang die Düsternis nur komplettiert, steht er bei Abraham deutlich im Vordergrund. Zu hören sind sogar zwei Stimmen: eine animalische und eine wutentbrannte, emotionale, die auch einer Hardcore-Band vorstehen könnte. Diese Kombination klang schon auf dem Debüt manchmal befremdlich, tut dies auch jetzt noch und ist letztlich Geschmackssache. Auf “The Serpent, The Prophet & The Whore” ist sie zumindest in sich stimmiger. Dafür hat wohl Magnus Lindberg gesorgt, Studiotechniker und Schlagzeuger bei Cult Of Luna. Er hat außerdem den Mix aus Hardcore und Metal auf die Spitze getrieben: Auf der einen Seite sind Abraham noch energischer geworden, etwa in “Start With A Heartbeat” oder “The Great Dismemberment”, und drehen dort zu orkanartiger Stärke auf, bei der es immer unwahrscheinlicher scheint, dass die Band den entfachten Sturm noch selbst unter Kontrolle hat. Ein solches Unwetter hätte Alice nicht ins Wunderland gebracht, sondern ins Jenseits. Auf der anderen Seite nehmen sich Abraham Zeit, beklemmende Momente zu erschaffen, sowohl mit als auch ohne markerschütterndes Geschrei. Dass die Spannungskurve des Albums – anders als bei Postmetal-Koryphären wie Isis – ab und zu einbricht, ist nur ein kleiner Makel.
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