This is not my city/ This is just my home, singt Frontmann und Gitarrist Sören Warkentin auf “Not My City” und gibt damit unterbewusst all denen Kontra, die der Band Kopistentum vorwerfen. Denn obwohl es in dem Song um die Gentrifizierung Hamburgs geht, ist die Frage nach den Verbindungen mit New Jersey und dem Sound dieser Stadt auch auf der dritten Veröffentlichung der Band akut. Das müssen sich Abramowicz nach wie vor gefallen lassen – zum Glück aber nur stellenweise. Das RocknRoll-Piano, die kryptischaltmodischen Frauennamen und die singend-melancholischen Melodien, die auch Brian Fallon & Co. nur von Boss Springsteen entliehen haben, sind durchaus auf “The Modern Times” zu finden. Dazwischen gibt es aber mehr als genug Eigenständiges. Etwa das erwähnte “Not My City” mit seinem stoischen 4/4-Takt und dominanten Bassfiguren, um die Warkentin seine deutlich gefestigtere Stimme webt. Auch “Rolling Up My Sleeves”, ein Mittelfinger an alle Leute, die die Investition in die Band als Unfug abgetan haben, platziert jede Menge eigenes Flair neben Lucero-Orgeln und angenehm angezerrten Gitarren. Aber erst “Queen Of The Night Boats”, dessen ungewöhnliches, beat-lastiges Intro elektronisch und organisch zugleich klingt und sich wie frisch aus den 80ern abgeschöpft anhört, hebt den Sound von Abramowicz auf eine neue Stufe – ganz ohne New-Jersey-Style. Das Verneigen vor Vorbildern ist eben nicht immer gleichbedeutend mit künstlerischem Stillstand.
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