Jetzt oder nie, das steht über diesen entzückenden, aber ungewohnt betulichen Liedern. Darunter – der Wahnsinn! – mehr als ein halbes Dutzend Refrains aus dem weitgehend leergefischten Becken echter Melodieklassiker: tausend Mal gehört und doch unverwechselbar. Die Wucht von ein paar Noten, die so simpel wie aufwühlend, einleuchtend wie ungewöhnlich sind. Wie viele Musiker verbringen Jahrzehnte ohne ein einziges Mal dieses Glücksgefühl zu erleben, das dem nerdigen Quintett aus Gent beim Schreiben ein fester Begleiter gewesen sein muss? Diese Songs, die vielleicht schon bald das ganze Land pfeift, kann uns keiner mehr nehmen. So kam es: Absynthe Minded, drei Alben lang häufig für ihre Nähe zum nationalen Indie-Mutterschiff dEUS belächelt oder bedauert, wurden mit diesem Album in Belgien Stars – die Single Envoi knackte lässig heimische Verkaufsrekorde. Dabei bleiben sie in all ihren wie immer stilsicheren, diesmal allerdings stark reduzierten Details zwischen Barjazz, Folk, Pop und ulkigen Gypsyklängen durch und durch eine Indieband. Nur erleben auch sie das offenbar typische Schicksal des ambitionierten belgischen Musikers: Aus einem kranken Beginn erwächst irgendwann der Wunsch nach einem Album voll purer Schönheit und blütenweißer Songwritingkunst. Die Freunde von Ghinzu blieben erst kürzlich bei einem ähnlichen Versuch noch im Verkehr ihres eigenen Chaos stecken. Absynthe Minded haben alles richtig gemacht. Man vermisst nicht einmal das typisch Belgische, diesen seltsam kauzigen Schräghang der erzeugten Stimmungen. Und das will was heißen
weitere Platten
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VÖ: 17.09.2012
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VÖ: 14.02.2005