Schon zur ersten Reunion 1989 war der fiebrige, maschinelle Post-Punk aus Abwärts frühen Tagen in einem dicken, melodischen, teils mit Akustikgitarren versetzten Industrial-Goth-Rock aufgegangen. Seit der erneuten Rückkehr mit Ärzte-Bassist Rod Gonzalez 2004 hat sich diese Entwicklung Album für Album zementiert: Der beleibte Düsterrock prägt die Musik, Punk sind Abwärts vor allem in Form der derb und bissig gemaulten Gesellschaftskritiken von Sänger Frank Ziegert. Auf dem Vorgängeralbum “Krautrock” (2014) hatte die Band mäßig erfolgreich versucht, mit einem speckigen Remake ihrer Hitsingles “Computerstaat” (1980) und “Beirut, Holiday Inn” (1982) den Schwung der glorreichen Zeiten in die Gegenwart zu holen. Auf “Smart Bomb” soll nun der Titeltrack mit seinem marschierenden Industrial-Punk und der Kritik an technologischer und kapitalistischer Entmenschlichung den Kreis nach 1980 schließen. Kein schlechter Song, aber selbst der kommt mit zu viel Hüftgold daher – Abwärts erzählen von der Kälte der Mensch-Maschinen-Zivilisation, klingen aber stets handwarm. Darüber kann man hinweghören, wenn Ziegert im Opener “Aber für Nichts” voller Abscheu die Totalabgrenzung probt oder in “All die Fressen” seinen Text zum Synthie-Industrial-Rock frontal aufprallen lässt (Auf Plakaten/ All die Fressen/ Kannst du alle/ Voll vergessen). Breitbeinige Rocker wie “Going Under” und “Charlie Brown” aber wirken gleichzeitig überzüchtet und lasch, die Heile-Welt-Country-Parodie “Sehnsucht” zu gewollt. Wie Abwärts 2018 insgesamt zu oft.
weitere Platten
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