Falls man nicht gerade Papas alte Jean-Michel-Jarre-Platten im Schrank stehen hat, fällt die Annäherung an Pat Grossis Debütalbum nicht leicht. Was ist mit den eigenartig retrofuturistischen Soundscapes anzufangen? Noch dazu umweht die Platte ein Hauch von Esoterik und Goth-Pop. Die ätherisch-feierliche Ruhe lässt einen die Augen reflexartig schließen. Das Titelstück bereitet dann schon einmal das Szenario für die folgenden 40 Minuten vor. Auf einem Meer aus Fläche schaukeln nur wenige Objekte wie Korken auf und ab. Alles Kantige wurde verbannt, alles andere darf sich nur in Zeitlupe bewegen. Darüber schwebt die seltsam weltentrückte Stimme von Grossi. In seiner unverstellten Erhabenheit liegt You Are All I See sehr nah am künstlich-glatten Sound der 70er-Synthie-Pioniere von Jarre bis Vangelis. Dessen Chariots Of Fire stand Modell für eine unmittelbare Inszenierung von Schönklang, wie sie mittlerweile nur noch selten zu hören ist. Heutzutage werden Beats zerhackt, Tracks auseinandergenommen, verschachtelt und wieder zusammengesetzt. Grossi tanzt hier mutig aus der Reihe, indem er den Blick auf seine Harmonien unverstellt lässt. Das von How-To-Dress-Well-Kopf Tom Krell mitgesungene “Playing House” ist trotz aller Kastratenchor-Anleihen einer der wenigen Popsong-Momente auf dem Album. Wie wenig sich Grossi ansonsten um populäre Genres schert, lässt sich bei Way Too Fast nachhören, einem düsteren Albtraum aus Falsettgesängen, verzerrten Stimmfetzen und drohenden Keyboards.