Fridge-Kollege Kieran Hebden hatte letztes Jahr mit seinem Nebenprojekt Four Tet vorgelegt, nun zieht Adem mit “Homesongs” gleich. Ähnlich detailversessen wie sein Kollege strickt Ilhan seine zehn Songs bis zum Rande des Nerdtums, macht jedoch mit seinem Soloprojekt einen weiteren und gewaltigeren Sprung heraus aus dem Postrock-Background mit experimentellen Elektro-Anleihen. Denn Adem hat gemerkt, dass er eine Stimme hat. Und zwar nicht bloß eine 08/15-erträglich-Stimme, sondern eine, bei der man sich gut aufgehoben fühlt, wenn sie allerlei Dinge aus dem Leben erzählt. Dieses so eingängige wie unaufdringliche Organ zwischen Nick Drake, Neil Hannon (Divine Comedy) und Aidan Moffat (Arab Strap) bettet sich weich und bequem zwischen akustischen Puzzleteilen aus Glockenspiel, Gitarre, Schellen, Flöten und Harmonium. Insgesamt klingt Adems persönliche Sammlung von Songs, die sich aus mehreren Jahren des Werkelns im stillen Kämmerlein generiert, leicht und zurückhaltend; hört man jedoch genau hin, eröffnet sich eine schier unbeschreibliche Welt kleiner Töne, Klänge und Geräusche, die eine warme und spannende Gesamtatmosphäre schaffen. Auf elektronische Spielereien und Effekte wurde bewusst und zugunsten einer organischen Grundstimmung verzichtet; Tempisprünge und unaufdringlich eingestreute Hommagen, beispielsweise an Joni Mitchell, sind in diesem Falle effektvoller, als es Bleeps und Synthesizer je sein könnten. Dass der Künstler auf einem Ohr taub ist, kann man ihm bei diesem bodenlosen Schmuckkasten nicht wirklich abnehmen. Da muss ein Genie dahinterstecken.