Adventures
Supersonic Home
Besonders die Wandlung von Reba Meyers, die sowohl bei Adventures als auch bei Code Orange für Gitarre und Gesang zuständig ist, ist bemerkenswert. Selbst wenn sie in “Your Sweetness” kurz vergisst, für welche Band dieser Song gerade gedacht ist und für einen Moment Geschrei die Überhand gewinnt: Dass sich hinter so einer kratzigen Keifstimme so viel Melodiesinnigkeit verbirgt, hätte man nicht erwarten können. Gerade im Wechselspiel mit Keyboarderin Kimi Hanauer, die als alleinige Leadsängerin weniger überzeugen kann, sorgen Meyers’ Gesangsmelodien für Frühlingsgefühle mitten im sich dahin schleppenden Winter. Die musikalischen Grundlagen für die schönsten Indie-Emo-Harmonien des Jahres haben offensichtlich Midwest-Emo, wie ihn Jejune oder Rainer Maria spielen, und gitarrenlastiger 90er-Indie der Marke Dinosaur Jr. gelegt, wenn gleich die großflächigen Solos von J Mascis fehlen. Dafür schraubt die Band mit “Heavenly” herrlich bratende Reverb-Gitarren an einen Refrain, der in seiner Einfachheit und Melancholie unwahrscheinlich tief unter die Haut geht. Das ist Retro, im allerbesten Sinne, aber mit dem richtigen Verständnis für zeitgemäße Songstrukturen. An “Supersonic Home” müssen sich alle weiteren Veröffentlichungen des Jahres, die auch nur ansatzweise mit Emo-gefärbtem Indie und Alternative zu tun haben, messen lassen – einige dürften dabei für zu leicht befunden werden.