Aereogramme
Sleep And Release
Text: Patrick Großmann
Aufbauen, kaputt schlagen. Gott und Teufel. Verlorene Fragilität versus tonale Apokalypse. “A Story In White” setzte 2001 neue Maßstäbe, was den Reiz solcher Kollisionen anging. Jetzt allerdings machen Aereogramme erst richtig ernst: Ganz selten packt einen Musik so vehement am Kragen wie dieses von unterschwelligem Wahn gezeichnete Monster namens “Sleep And Release”. “Indiscretion #243” – ein von mannshohen Stakkato-Brechern umtostes Brett – mündet über ein subtiles Interlude direkt in “Black Path”: Wehklagende Geigen werden gen Refrain weggespült von einem majestätischen Sonnenaufgang voller Hymnik und Schönheit. Mächtige Bässe rollen, während einem die zerbrechliche Stimme den Himmel zu Füßen legt. “Simple Process Of Elimination” erinnert mit seinen garstigen Loop-Kaskaden dann gar an Notwist. Harfen pluckern, Räume öffnen sich ins Unendliche, bevor wieder schwere Streicher die Regie übernehmen und Craig B. mantraartig die Auslöschung der Welt erfleht. Was zuvor noch schroff gegeneinander montiert schien, ist auch bei weiteren Glanzstücken wie “No Really, Everything’s Fine” oder dem unbetitelten, sich in folkloristischen Rausch steigernden Abschluss-Epos meist im Fluss, folgt einer abgezirkelten, reifen Dramaturgie, die frappierend an einen mal beängstigenden, dann wieder von erhebender Schönheit gezeichneten Soundtrack gemahnt. Verantwortlich für diesen Fortschritt dürfte nicht zuletzt Programmer Iain Cook sein, dessen Existenz hier erstmals voll zum Tragen kommt. Da können höchstens noch die Flaming Lips oder Godspeed You! Black Emperor mithalten. “Europe thinks we fucking rock. Stephen Malkmus thinks we fucking rock. John Peel thinks we fucking rock. Ergo, we fucking rock!”, verkündet Bassist Campbell McNeil selbstbewusst. Dem ist nichts entgegenzusetzen.
weitere Platten
My Heart Has A Wish That You Would Not Go
VÖ: 09.02.2007
Seclusion
VÖ: 18.10.2004
A Story In White
VÖ: 24.09.2001