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    AFI
    Bodies

    VÖ: 11.06.2021 | Label: Rise/BMG/Warner
    Text:
    AFI - Bodies

    AFI gelingt mit ihrem elften Album ein Kunststück: Auf “Bodies” löst sich das Chamäleon der alternativen Musiklandschaft von seiner musikalischen Vergangenheit, liefert aber zugleich ein fantastisches Album ab.

    Das Quartett aus Ukiah, Kalifornien hat eine Entwicklung sondergleichen hinter sich: Nach drei astreinen Hardcore-Punk-Platten Mitte der 90er stieß 1998 Gitarrist Jade Puget zur Band – und brachte die Melodien mit. Spätestens mit ihrem bislang größten kommerziellen Erfolg, “Decemberunderground” (2006), waren AFI im Mainstream angekommen. Das siebte Album war ein Alternative-Rock-Manifest und zeigte die Band von ihrer bislang poppigsten Seite, dockte aber bereits an New Wave, Gothic Rock und Synth-Pop an. “Crash Love” (2009) überspannte anschließend den Bogen, während “Burials” vier Jahre später extrem düster ausfiel. Das von Puget produzierte Bodies ist nun die erste Veröffentlichung von AFI seit der Ende 2018 erschienenen EP “The Missing Man”, die aus heutiger Sicht eine falsche Fährte legte. Denn mit dem dreckigen Post-Hardcore der EP hat das elfte Album nur wenig gemeinsam. Stattdessen konzentrieren sich AFI auf Post-Punk, der auf dem Vorgänger “The Blood Album” nur eine Randnotiz war. AFI wären aber nicht AFI, wenn sie darin nicht trotzdem die großen Gesten suchen würden. Die vielleicht größte gibt es gleich zu Beginn: “Twisted Tongues” beginnt mit treibendem Schlagzeug und erhabenem Gesang von Davey Havok, während sich im Hintergrund Pugets Gitarre in die Höhe schraubt, bevor der Song in einen Refrain mündet, der unterkühlten Post-Punk mit hymnischem Alternative Rock verbindet. So geht es auch im folgenden “Far Too Near” weiter, bevor “Dulceria” das Tempo rausnimmt. Der Synthie-Pop-Song besticht durch einen säuselnden Havok und nimmt mit kargen Bassläufen den Vibe weiterer Songs vorweg. “Escape From Los Angeles” fährt mit pluckernden Synthesizern groß auf und landet am Ende bei 80er-Disco. “Begging For Trouble” wiederum ist klassischer Post-Punk, biegt im Refrain aber Richtung AFI-Hymne ab. “Back From The Flesh” erfordert hingegen Geduld und interpretiert Depeche Mode äußerst träge neu, während “Death Of The Party” ein Hit im Industrial-Gewand ist, inklusive mechanischem Hämmern. Mit “No Eyes” zeigen AFI dagegen, dass sie punkigen Alternative-Rock noch immer aus dem Effeff beherrschen, bevor Bodies mit der Industrial-Ballade “Tied To A Tree” in Zeitlupe ausklingt. Wer das Quartett nach zahlreichen Häutungen bereits abgeschrieben hatte, verpasst ein fokussiertes Spätwerk einer Band, in der das gleiche Feuer lodert wie vor 30 Jahren.

    weitere Platten

    The Missing Man (EP)

    VÖ: 07.12.2018

    AFI (The Blood Album)

    VÖ: 20.01.2017

    Burials

    VÖ: 18.10.2013

    Crash Love

    VÖ: 25.09.2009

    Decemberunderground

    VÖ: 02.06.2006

    Sing The Sorrow

    VÖ: 28.04.2003

    The Art Of Drowning

    VÖ: 25.09.2000