Du hast stachelige Haare, trägst Kapuzenpullis und deine Buxe ist dir mindestens fünf Nummern zu groß? Du fährt Rollbrett und hast alle Platten von Lagwagon, No Fun At All, NoFX, Pennywise und AFI? Dann vergiss letztere, denn mit schrammeligem Melodycore hat “Sing The Sorrow” nur noch im Entferntesten zu tun. Eher ist das eingetreten, was zwar schon längst überfällig war, in seiner vollzogenen Konsequenz aber dennoch überrascht: AFI sind sich ihrer Vorliebe für Bands wie Dead Can Dance, Bauhaus oder Godspeed You! Black Emperor vollends bewusst geworden, und lassen diese genreuntypischen Eindrücke auch endlich in den bandeigenen Sound einfließen. Dead Can Dance goes Schrammelpunk? Godspeed im Drei-Minuten-Song-Format? Bauhaus und Rumpelschlagzeug? Mitnichten. Eher bezieht sich dieser Vergleich auf das latente Pendeln zwischen Wut, Melancholie, Trost und Verzweiflung, was den Grundtenor der Platte recht gut umreißt. Doch damit nicht genug: Unter den Fittichen der beiden Produzenten Jerry Finn (Sparta, Alkaline Trio) und Butch Vig (Nirvana, Garbage) machen sich AFI mittlerweile in Gegenden breit, die ein Großteil ihrer ungewaschenen Weggefährten nicht einmal auf der Landkarte finden würden: Ob an Tapping-Opa Eddy Van Halen erinnernde Gitarrensoli (“Dancing Through Sunday”), Lagerfeuerromantik (“The Leaving Song”) oder gar straightes Elektro-Geplucker (“Death Of Seasons”) – der so oft zitierte Tellerrand wird auf “Sing The Sorrow” weit hinter sich gelassen. Gepaart mit arschtretendem Hardcore-Punk ergibt das Ganze dann eine verdammt stimmige Mischung, die in ihren besten Momenten gar an Senkrechtstarter wie Thursday (“The Great Disappointment”), Boysetsfire (“Paper Airplanes”) oder die inzwischen aufgelösten As Friends Rust (“Dancing Through Sunday”) erinnert. Und dass man sich für derartige Referenzen nicht im Geringsten schämen muss, dürfte wohl jedem klar sein…
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