Afterhours
Ballads For Little Hyenas
Text: Sascha Krüger
Italienische Bands haben es außerhalb ihrer Heimat enorm schwer. Die grandiosen Yuppie Flu spielten
zum Beispiel neulich in Hamburg vor exakt 19 Zuschauern. Auch die Afterhours, zu Hause schon mal
unter die “Zehn wichtigsten italienischen Bands aller Zeiten” gewählt, haben bereits eine lange
Geschichte. “Ballads For Little Hyenas” ist ihr sechstes Album, gleichwohl das erste, das es neben
einer muttersprachlichen Version auch auf Englisch gibt. Kein Wunder also, dass dieses Werk
mindestens so abgeklärt und -gehangen klingt wie Greg Dullys Spätwerk-Band The Twilight Singers (zu
denen sie eine enge persönliche Beziehung pflegen). Es regiert die opulente, in Teilen auch gern
theatralische Schwermut, verpackt in schleichende, dennoch sehr dicht geknüpfte Rockmusik. Mit der
Lässigkeit eines Hütchenspielers schütten sie gewaltige Mollbögen über dem Hörer aus, spielen
vereinzelt mit geigenden Dissonanzen wie dEUS und bemächtigen sich einer horizontfüllenden
Klangbreite, wie das sonst nur Mercury Rev beherrschen. All das wäre aber nichts ohne die guten,
funktionierenden, wie aus einem fließenden Guss wirkenden Songs, die zwar nicht gerade zum Lächeln
einladen, dafür aber umso mehr Tiefgang besitzen. Spitzenmusik für die Twilight Hours eines
anbrechenden Tages.