Death Pop: Diese Genreneuschöpfung wollen Agent Blå mit ihrem selbstbetitelten Debüt besetzen. Ihrer deutschen Promoagentur ist das noch nicht genug, die setzt noch ein Shoegaze davor. Letztendlich spielen Agent Blå aber ziemlich schmissigen, leicht wavigen Indierock. Sängerin Emilie Alatalos dröhnende Außerweltlichkeit setzt sich dabei zu gleichen Teilen aus Savages‘ Jehnny Beth und Ian Curtis zusammen. Die flirrenden Postpunk-Gitarren von Felix Skorvald und Lucas Gustavsson erinnern dagegen fatal an Interpol, etwa in “Dont Talk To Strangers”. Was die Zutaten anbelangt, hätte es keine neue Schublade für die Band aus Göteborg gebraucht, die sich bei einer der in Schweden verbreiteten Open-Mic-Nächte kennenlernte, als sich drei Fünftel der heutigen Besetzung gegen die anderen zwei Fünftel im Covern von Joy Division-Songs battelten. Seine Berechtigung hat Agent Blå, dessen Titel auf den nächsten Verwandten von Agent Orange zurückgeht – so morbide muss es schon sein –, natürlich trotzdem. Weil in Alatalos vermeintlicher Abgründigkeit so viel jugendlicher Trotz mitschwingt. Weil ihre vermeintlich altklugen Texte über die Hoffnung darüber, von einem tollen Typen nicht angesprochen zu werden, weil sie dem nur das Leben versauen würde, herrlich naiv sind. Und weil ihre Songs einfach verdammt gut sind, an erster Stelle das herrlich angepisste “Frustrerad”. Vor allem offenbaren sie bei aller Raffinesse viel Potential, damit es beim nächsten Album zu mehr als “nur” einer Veröffentlichung auf Vinyl reicht.
weitere Platten
Morning Thoughts
VÖ: 10.05.2019