Okay, in “I Remember” lassen sie dezente Melodien zu, und das steht ihnen genauso gut wie der “Ohohoho”-Rüpelchor im Hintergrund. Irgendwie Hooligan und irgendwie mit dem Herzen immer dort, wo es was zu schlagen gibt. Höhere Mathematik machen Roger Miret, Vinnie Stigma & Co. gottlob noch immer nicht daraus. Stumpf, Trumpf – man kennt das, man weiß, wie die Geschichte ausgeht und will sie trotzdem hören. Natürlich ist das auch immer ein bisschen Rückspiegel und “Opa erzählt vom Krieg”, von damals in der Lower East Side, jeder neue Atemzug eine weitere Möglichkeit, die Ohren langgezogen zu bekommen. Agnostic Front liefern im (insgesamt) 36. Betriebsjahr blitzsaubere Kalendersprüche für Leute, die sich im Leben keine Kalender mehr in die Küche hängen werden. Schwitzen, bluten, true bleiben und was sonst noch anfällt. Miret bellt nach wie vor wie ein leicht erkältungsgeplagter Straßenköter, den man an die Kette gelegt hat – im Hof, im nassen Spätherbst. Stinksauer, aber wenigstens einigermaßen abgeklärt. Er weiß vermutlich, dass Hardcore schon immer eine Jugendbewegung war, die einen Scheiß auf die Alten, auf Wertkonservatives und auch einen auf Belehrungen gibt. Doch auch das ist wichtig: Respekt vor den Großeltern. Die haben mehr Freunde, Träume und Jahre verloren als wir alle. Außerdem ist Stigma mittlerweile so lässig, der lässt hinter seinen Namen tatsächlich in Klammern “Legende” schreiben. Irgendwie sexy auch, wie Miret “Violence” in “Urban Decay” ausspricht.
weitere Platten
The American Dream Died
VÖ: 03.04.2015
My Life My Way
VÖ: 04.03.2011
United Blood/Victim In Pain
VÖ: 20.11.2009
Warriors
VÖ: 09.11.2007
Another Voice
VÖ: 22.11.2004
Dead Yuppies
VÖ: 01.10.2001
Riot Riot Upstart
VÖ: 01.01.1999
Cause For Alarm
VÖ: 24.10.1986
Somethings Gotta Give
VÖ: 01.01.1900