Air Liquide
X

Zum Zehnjährigen ein neues Album der deutschen Elektronik-Vordenker. Nicht ihr bestes, aber immer noch ein durchaus gelungenes.

Das hat man nun davon, wenn man ein Nerd ist: Dauernd fabriziert man Großes, eine Platte nach der anderen. Man hält gleich mehrere Labels und Projekte am Laufen, gibt Impulse für eine ganze Szene, konzertiert in Zoo-Aquarien und Theater-Sälen, macht und tut. Und der Dank? Achtungserfolge, Kritikerlob, Koops mit Greenpeace. Aber Erfolg? Nicht wirklich. Nun, Cem Oral und Ingmar Koch alias Jammin’ Unit und Walker sind wie gesagt vor allem eines: Nerds. Köln-Berliner Kosmopoliten mit einem Musikverständnis von hier bis Jericho. Und als solche denkt man immer einen Schritt weiter, für manche vielleicht zu weit. Denn “X” ist, verglichen mit den letzten Veröffentlichungen, reichlich schwere Kost. Nackt bis auf die kalte feuchte Haut haben sie ihre Tracks diesmal entblättert, da ist nicht viel zum Dranfesthalten. Im Programm: elektrifizierte Alltagsgeräusche im Sampler, zersplitterte Techno-Sounds im Electro-Orbit, geordnetes Fließen chaotischer Klänge mit einer dicken Portion open mindness. Schräger Beat, schriller Fieps und hysterischer Plonk sind deine Freunde für eine Stunde, in der man sich öfter mal fragt: Geht das? Doch, das geht. Es ist zwar nicht immer unbedingt das, was man packend nennen würde. Eher schon interessant. Moment – so nennt man doch immer die Platten, deren Sinn man nur so halb kapiert. Eben.