Rollenbilder? Tradierungen? Bürgerliche Despektierlichkeiten in schwarz-weißem Moralfuror? Kannste dir mal schön inne Täsch stecken, denn auch auf ihrem dritten Album teilen Lohr und ihre Jungs von AKJ in alle Richtungen aus, einschließlich die eigene. Dabei beziehen die feurigen Vier aus Nürnberg, mehr noch als auf ihrem Überraschungserfolg “Die Große Palmöllüge”, Position. AfD und sonstige Reaktionäre kriegen per Wechselgesang genauso welche aufs Mett wie die spießige Verwandtschaft mit ihren engen Erwartungshaltungen, Selbstoptimierer im Dienst der Gentrifizierung und abgehalfterte Popstars mit Aluhut. Und wenn man zu feige ist, eine zu Tode gelebte Beziehung zu beenden, dann pinkelt man halt so lange ins knöcheltiefe Duschwasser, bis man endlich abgeschossen wird. Das genussvolle Britpop-Pathos, das sich vor allem in “Gestern, Heute, Morgen” mit ruppigem Punkrock zu einer Feier der Anarchie vereint, bricht die Dringlichkeit oft auf, ganz im Flow und ohne Anbiederung. Alles hier ist echt. Denn AKJ sind schrill, AKJ sind schlau und AKJ wissen, was gut und was geschmacklos ist. Und meistens ist es beides. Oder wie es in den nahezu identischen Schwesterstücken und Generalabrechnungen mit der durchstilisierten Festivalkultur “RiP” und “RaR” heißt: “Jedes Jahr Scheiße – scheißegal!” Nur eben in verdammt gut.
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4 von 5
VÖ: 07.06.2024