Steve von Till von Neurosis lebt laut eines Interviews mit einem großen Punk-Fanzine alleine in einem vier Hektar großen Stück Wald. Geht man nur von der Musik aus, ist eine derart transzendente Momente fördernde Einsamkeit eher Alcest zuzutrauen. Die Plattenfirma hört in ihrer Musik die “Anwendung von Slowdive auf Burzum”, doch die Anwendung von Sigur Rós auf Neurosis träfe es eher. Die schweren, dicht gewobenen und dabei atmosphärischen Gitarren sind keine Revolution. Wir kennen sie von besagtem Waldbewohner, von Isis, von Explosions In The Sky, von Oceansize, von stilvollen Vertretern des Metal. Gekonnt flirren sie über gebremste, wuchtige Rhythmen, weben kleine melodische Picking-Nester ins lärmende Geäst und lassen immer rechtzeitig die Sonne herein, indem sie sich völlig zurücknehmen, um ihren erneuten Einstieg umso euphorischer zu gestalten. Toll, aber nicht neu. Was dieses Album einzigartig macht, ist der konsequent melodische, entrückte Gesang, der stimmlich sowohl an Sigur Rós als auch an Death Cab For Cutie, The Beautiful South oder die Pet Shop Boys erinnert, wenn die sich auch in ganz anderen Regionen aufhalten. Eine Kombination mit Charakter. Der Schlüsselmarkt der Plattenfirma wird dieses Kleinod besonders unter den schwarzgekleideten Musikhörern bekannt machen. Umso lauter sei in “unser” weites Land hinausgeschrien, dass Freunde der überwältigenden Gitarren-Trance hier beide Ohren draufhalten.
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