Alex Lahey
The Answer Is Always Yes
Dabei singt die Indierockerin aus Melbourne über vergangene Beziehungen, Drogenkonsum und das Aufwachsen in einer Welt, in die sie als queere Person und Tochter von Migranten lange Zeit einfach nicht reinzupassen schien. Mit Anfang 30 hat sie jedoch mittlerweile gelernt, das Positive aus ihren unliebsamen Erfahrungen zu ziehen, und klingt deshalb auf ihrem dritten Album so cool und abgebrüht, als wäre ihr die Sonnenbrille längst auf der Nase festgewachsen.
Das fängt bereits mit dem ersten Satz an, den Alex Lahey einem im Opener Good Time lässig vorsetzt “Everyone is a bit fucked up/ But they think they’re okay”, bevor sie anschließend betont, dass man dennoch versuchen sollte, das Beste aus der Zeit zu ziehen, die einem gegeben ist. Noch ein Beispiel: Mit voll aufgedrehtem Fuzz schwadroniert sie vor Ironie triefend in “Congratulations” darüber, wie glücklich sie über die Beziehung zwischen zwei ihrer Ex-Partnerinnen ist. Die Liste ließe sich Song für Song weiterführen.
Mit schonungsloser Ehrlichkeit begegnet Lahey ihren Einsichten in unsere absurde Welt und lässt den glasklaren Upbeat-Indierock-Sound ihrer ersten beiden Alben hinter sich. Stattdessen lädt sie eine Menge Grunge in ihre Soundwelt ein. Ein Grund dafür ist wohl die Tatsache, dass Lahey sich erstmalig überwunden hat, mit Co-Produzenten und externen Songschreibern zusammenzuarbeiten, darunter Jacknife Lee (unter anderem U2, Snow Patrol).
Das sorgt dafür, dass ihre Songs ausgereifter als zuvor klingen, und weist etwa in “Makes Me Sick” erstaunliche Ähnlichkeiten zu My Chemical Romance‘ melancholischem Summertime auf, in “They Wouldn’t Let Me In” erinnert Lahey an Wet Leg und auch eine Affinität zum Gitarrenspiel à la Franz Ferdinand ist auf “The Answer Is Always Yes” immer wieder zu finden.
Zum Titelsong und Abschluss des Albums beginnt die harte Fassade dann aber doch zu bröckeln, und Lahey zeigt sich voller roher Emotionalität über die Ungewissheit, die die Zukunft mit sich bringt, und äußert sogar den vorsichtigen Wunsch zur Rückkehr zu früheren Zeiten. Auch eine hartgesotten wirkende Lahey geht eben nicht aus allen Situation voller Souveränität heraus, sie macht aber auch keinen Hehl daraus, dass nicht immer alles rosig läuft. Gerade diese Fragilität gibt Laheys Album den letzten Feinschliff, der es so hinreißend macht. Bleibt die Hoffnung, dass ihre Antwort auf zukünftige Experimente und neue Erfahrungen weiterhin Ja lautet.
Das steckt drin: Boygenius, Kurt Vile, Wet Leg
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