Während seine Mitmusiker Ryan Mahan und Lee Tesche noch herkömmlichen Postpunk spielten, sang Franklin James Fisher bereits mit Inbrunst Gospels. Er hatte das schon als Kind getan, und die Kraft des spirituellen Gruppengesangs ließ ihn nicht mehr los. Da ist er in guter Tradition, auch Nick Cave erlag früh der magischen Kraft des Gospel und überführte sie auf seinen frühen Alben in dunkle Gefilde, wo es nicht um “A Happy Day” ging, sondern um Begegnungen mit dem Teufel. Das US-Trio Algiers führt diese Idee nun fort – ein löblicher Vorsatz, denn es wurde in den vergangenen Jahren so einiges an Fusionen aus dem Hut gezaubert, aber eine Indierockband mit Gospel-Einfluss fehlte noch. Der Auftakt “Remains” ist ein düsteres, schwelendes Zeugnis, dann ziehen Algiers mit “And When You Fall” das Tempo an: Ein billiger Drumcomputer gibt das Tempo vor, darüber legt das Trio seine betörenden Vocals, im Hintergrund summt ein Chor wie 1000 vom Teufel besessene Bienen. So könnten TV On The Radio klingen, wenn sie nicht an der Ost- und Westküste aufnehmen würden, sondern im dunklen Herzen Amerikas, in den Südstaaten, wo die Menschen weniger an Gott glauben, als ihn zu fürchten. Weil Algiers ihre Hingabe an die Musik glaubhaft verkörpern, wirkt das Gospel-Element nicht wie eine Geste – zumal die sägenden Gitarren von “Blood” oder politische Inhalte wie im beseelten “Black Eunuch” dem Album zusätzliches Gewicht verleihen. Gut möglich, dass Algiers nach den Alabama Shakes die nächste Band sind, die dem Südstaatensound ein neues Gesicht verleiht – und damit große Erfolge feiert.
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