Damals: All The Saints aus Atlanta sind eine der letzten Bands, die auf dem Indie-Kultlabel Touch And Go veröffentlichen. Ihr Debütalbum, das besagte “Fire On Corridor X”, ist ein elegisches und verschachteltes Etwas zwischen Shoegaze, Janes Addiction und Trail Of Dead. Kraftvolles Schlagzeug wird immerzu überspült von flächigen Gitarren, bis sich alles zu unaufdringlichen Hymnen hochschaukelt. Diese Fähigkeit scheint die Band verloren zu haben. Vielleicht wollen sie sich der Eingängigkeit und der gemeinen Rockpose auch nur verweigern. Dabei geht “Intro To Fractions” vielversprechend los: “Half Red, Half Way” ist ein feines Stück Psychedelic-Rock, getrieben, verhallt, und am Ende zieht es noch mal richtig an. Toll wäre das, wenn es doch nur so weitergehen würde. Aber die zwölf folgenden Stücke wirken zunehmend wie musikalisch ausformulierte Verweigerungshaltung. Nicht immer, aber immer wieder brechen die Songs in sich zusammen, wirken spröde, kaputt und lustlos. Die Instrumente leiert an allen Ecken und Enden, zum Beispiel in “4 Trip”, und ein Nerventerror-Garagengeschrei-Interlude wie “Dangerflowers” erhöht nicht gerade die Erträglichkeit des Ganzen. Das ist schade, weil Stücke wie “EIO” und “Buster” immer wieder beweisen, dass es auch anders geht. “Intro To Fractions” wirkt viel zu oft, als sei es mutwillig derangiert worden, als hätten All The Saints schlichtweg keine Lust gehabt, irgendjemandem zu gefallen oder gar eine potenzielle Platte des Jahres aufzunehmen. Obwohl sie eigentlich ja das Zeug dazu hätten.
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Fire on Corridor X
VÖ: 07.11.2008