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    Alligatoah
    Off

    VÖ: 22.03.2024 | Label: Alligatoah
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 373
    9 / 12
    Alligatoah - Off

    Die 2000er haben angerufen und wollen ihren Sound zurück. Zwischen Riffgewittern und Growls steht tatsächlich Lukas Strobel aka Alligatoah, der sich auf seinem siebten Album statt klassischem Rap lieber dem Crossover-Sound seiner Jugend widmet.

    Schon der Opener “Ich fühle dich” beginnt mit einem knapp 15 Sekunden langen Power-Chord-Geballer, das dann sicherheitshalber doch noch mit einem HipHop-Beat unterlegt wird und Strobel zumindest kurzzeitig so gewohnt wie eh und je klingen lässt – bis zum Refrain. Da rücken die Gitarren wieder in den Fokus und Strobel beginnt wütend ins Mikro zu brüllen.

    Tatsächlich ziehen sich die Hommagen an Crossover und Nu-Metal durch jeden der zwölf Songs, jedoch stets mit einem Augenzwinkern versehen, wie man es von dem Rapper aus der Nähe von Cuxhaven gewohnt ist. In “Wer lacht jetzt” gibt es drei Minuten pures Metalcore-Gekeife, alle Nu-Metal-Klischees werden in “So raus” erfüllt, wenn Fred Durst von Limp Bizkit seinen 2022 bei Rock Am Ring entstandenen Part vorträgt.

    Durst ist aber nur der erste einer ganzen Reihe von Gastmusikern, die sich Strobel für Off ins Studio eingeladen hat: Mit Bausa und Tarek von K.I.Z. gibt es von zwei Deutschrappern die erwartbarsten Parts zu hören, durchaus überraschender fallen da Mille Petrozza von Kreator auf, der ein Gitarrensolo zu “Ich Ich Ich” beisteuert, und Sandra Nasić von den Guano Apes mit ihrem deutschen Gesangspart in “Menschliches Versagen”.

    Während “Off” also im Hinblick auf Features und musikalischer Einordnung durchaus überraschen kann, bleibt sich Strobel zumindest bei den behandelten Themen treu: Da stehen perfekte Menschen im Kontrast zum Hypochonder, der Wunsch zu knutschen neben der Angst, keinen Anschluss mehr an aktuelle Trends zu finden. Mit dem religionskritischen “Niemand” veröffentlicht er außerdem einen seiner bislang textlich spannendsten Songs: “Ich rufe niemand zum Gruß/ So wie niemand mich schuf/ Ich bin ein Niemand, mir ist das genug/ Komm wir ziehen in den Krieg für niemand.”

    Um zum Abschluss auch das allerletzte 2000er-Klischees abzuhaken, gibt es ein Cover der No Angels und ihres 2000er-Hits “Daylight” – natürlich in einer Metal-Version. Strobel selbst bezeichnet die Veröffentlichung eines Crossover-Albums im Laufe seiner Karriere als unumgänglich, schließlich sei er mit genau dieser Musik sozialisiert worden, bevor seine Liebe zum (Battle-)Rap entfacht wurde. Auftritte in Wacken und bei Rock am Ring belegten seine Vorliebe schon in der Vergangenheit, mit “Off” wird sie nun besiegelt: Alligatoah kann auch Metal – aber eben auf seine spezielle Art und Weise.

    Das steckt drin: Guano Apes, K.I.Z., Linkin Park