Wenn Beziehungen scheitern, Songwriter im Suff versinken und Frauen sich – vor die Wahl zwischen Droge und Mann gestellt – für die Droge entscheiden, sind gute Platten nicht weit. Leid schafft große Kunst, so will es das Klischee. Und wer weiß, vielleicht hätte Tim Rogner seine Band Allister in eine kaputte RocknRoll-Combo verwandelt, wäre sie vorher schon so kraftvoll gewesen wie auf einzelnen Nummern der neuen Platte. So aber waren sie ein Leichtgewicht aus der Funpunk-Garage, und der vom Label vollmundig als “kompromisslos” bezeichnete Schritt das Lautstärke-Treppchen hinauf führte allenfalls erst mal weg von Green Day zu den Foo Fighters, weg von Blink182 zu Gameface. Allister spielen jetzt Powerpop. Rockmusik, ausgefeilt und aufgeräumt, zu aufgeräumt für so viel Leid, das sich nur im Text und nicht in der Musik niederschlägt. Die erste Hälfte des Albums krankt denn auch am üblichen Drive Thru-Problem: Sie ist nett anzuhörender, gut gemachter, erschreckend banaler Punch-Gitarrenpop, ein wenig härter als früher, aber süß wie ein Donut. Erst gegen Ende schauen sie sich um, als wären sie wach geworden, drehen die Amps auf, spielen die Gitarren abgestoppt, werden ein bisschen grantig. “Potential Suicide” dreht sich um Selbstzerstörung, “The Legend Of Pegleg Sullivan” erzählt von einem Anarcho, der Chicago niederbrennt und klingt nach Dropkick Murphys light. Da lacht die Sonne immer noch, wirkt aber wenigstens unrasiert.
weitere Platten
Dead Ends And Girlfriends
VÖ: 25.09.2000