Altar Of Plagues
Teethed Glory And Injury
Text: Arne Jamelle
Schon auf “White Tomb” und “Mammal” haben sich die Iren einer endgültigen Kategorisierung verweigert. Das war irgendwie noch Black Metal, nur ohne Wald-und-Wiesen-Romantik, ohne Hörner, martialisches Gepose oder Eso-Schick. Der Soundtrack für eine verwesende Industrie-Brache, als Standbild in fahlem Grau. Nun also moderner Ausdruckstanz als visueller Leitfaden, zu bestaunen im gelungenen Video zu “God Alone”. Dieser erste richtige Track auf “Teethed Glory” And Injury ist ein avantgardistisches Extrem, jeglicher Wärme beraubt. Irritierend wirken die Industrial- und Mathrock-Einflüsse, die sich im direkten Vergleich zu Dillinger Escape Plan auf Grundkurs-Niveau bewegen, das Waffenarsenal aber merklich aufstocken. Wenn der Song zum Ende hin die Ahnung einer Melodie zulässt, wird er auch schon von einem schrill übersteuerten Rauschen beerdigt. Überhaupt spielen Krach und das Experimentieren mit Sounds nun eine große Rolle für Altar Of Plagues, die sich mehr denn je an frühen Industrial, an Swans und an Einstürzende Neubauten annähern. Eine der wenigen Ausnahmen ist “A Remedy And A Fever”, ein wirklich toller Song, der sich schleichend aufbaut und schließlich kurz in purer Raserei entlädt. Gesanglich erinnert das impulsiv entfesselte Geschrei gerade in Burnt Year an Bethlehems Sicko-Meisterstück “Dictius Te Necare”. Unkonventionell, innovativ und erschöpfend ist “Teethed Glory And Injury” ohne Frage, letztlich fügen sich die Ideen aber nur selten zu einem stimmigen Gesamtbild, und so bleibt das Album schwer greifbar.
weitere Platten
Mammal
VÖ: 20.05.2011
White Tomb
VÖ: 09.07.2010