American Music Club
Love Songs For Patriots
Text: Sascha Krüger
Es gab ja schon damals, Anfang der Neunziger, ein paar Freaks, die behaupteten, der American Music Club sei für die Musik so wichtig wie, sagen wir, Velvet Underground. Oder Nick Cave. Letzteres gewinnt nun, 21 Jahre nach der Gründung des Clubs, mehr Gewicht denn je. Denn nicht nur, weil zeitgleich ein neues Mammut-Epos des großen Song-Zelebrators erscheint, sind die Parallelen frappierend. Wenn es darum geht, eigenwillige und doch nachvollziehbare, ja einschmeichelnde Songs zu schreiben, ist man hier unendlich gut aufgehoben. Es ist diese Mischung aus Sehnen und Finden, aus offenherziger Niedergeschlagenheit und vorsichtiger Zuversicht, die aus Eitzels Songs spricht. Gebettet in eine schillernd blühende Klangwiese aus warmen Instrumentierungen, fantastischen Melodien, liebevollen Details, einem sehr erdigen Sound, subtilen Störgeräuschen und einer musizierten Nonchalance, die Staunen macht, sind seine Songs kleine Geschichten über die Unmöglichkeit des Seins als Amerikaner, als Mann, als Mensch. Es sind diese zwei Pole, zwischen denen Eitzel hin und her oszilliert: Hier der Amerika-kritische Feingeist (der seine Band sogar in Anti-American Music Club umbenennen wollte), dort das melancholische Gemüt auf der Suche nach der schlichten großen Liebe. Verpackt in Songs, die zumeist dem klassischen Strophe-Refrain-Korsett entsagen, sich vielmehr einem ausgeruhten, unbemühten, kontinuierlichen Fluss hingeben und wachsen, wachsen, wachsen. Man denkt an dEUS, Sebadoh, auch mal an Motorpsycho, und wenn der Herr Eitzel gar zu wunderbar schmachtet, glaubt man gar einen verspulten Frank Sinatra zu vernehmen. Endlich wieder eine dieser Platten, die man gar nicht oft genug hören kann und sich jedes Mal sehnend mehr wünscht, wenn sie schon wieder zu Ende ist. Costello, Cave, Waits, Eitzel: Die bewegenden, zeitlosen Platten machen mal wieder die Altvorderen. Die, die niemandem mehr etwas zu beweisen haben.
weitere Platten
The Golden Age
VÖ: 01.02.2008