Amos The Kid
Enough As It Was
Text: Sebastian Stöwer | Erschienen in: VISIONS Nr. 382

Eine der erinnerungswürdigsten Zeilen des The Weakerthans-Albums “Reconstruction Site” von 2003 lautet: “I hate Winnipeg”. John K. Samson & Co. waren ihrer Heimatstadt da längst entwachsen, Amos Nadlersmith steht der Sprung raus aus der Provinz Manitoba gerade erst bevor.
“Enough As It Was” wurde 2023 in Winnipeg aufgenommen und im gleichen Jahr dort veröffentlicht. Seither schreiben Nadlersmith und seine Band eine Geschichte, die zwar vor Kitsch trieft, aber zugleich nie ihren romantischen Geschmack verliert: eine Aufsteigerstory vom lokalen Pub in die ausverkauften Konzerthallen des Landes (Grüße an Sam Fender).
Bei Amos The Kid funktioniert die Erzählung, weil sich Nadlersmith einen schelmischen Vorstadt-Charme bewahrt, sein Debütalbum aber so satt und vollmundig klingt, als hätte er das Spiel längst durchgespielt. Die Westerngitarre klimpert oft nur im Hintergrund, bereitet dem Indierock der Band aber ein warmes Bett. Meist singt Nadlersmith seine zweifelnden, melancholischen Texte selbst. Wenn Special Guest Taylor Janzen übernimmt, macht das den Sound aber noch variabler.
Nadlersmiths eigener Lieblingssong ist der Opener “World Burn”. Hier singt er: “You heard me sing before/ About a place in the country with a lake behind the house/ That’s where I want to return”. Zurück nach Manitoba. Aber erst kommt der EU-Release.
Das steckt drin: Pedro The Lion, Slaughter Beach, Dog, Kurt Vile