Ampersand
The Can-Can Variety Show
Text: Daniel Gerhardt 7
Wer heute noch Postkarten schreibt? Der ehemalige Ampersand-Sänger Barz zum Beispiel. Vor guten anderthalb Jahren stieg er wegen gesundheitlicher Probleme aus, galt seitdem als verschollen und meldete sich kürzlich erst mit einer netten Ansichtskarte bei den alten Freunden. Daytaller nenne er sich jetzt und sei gerade mit dem Düsseldorfer Post-Rock-Outfit Am Yeto auf Tour. Die Gefährten von früher waren in der Zwischenzeit aber auch nicht untätig, beförderten Gitarrist und Produzent Hannsu Lakkinen zum Sänger und nahmen sich die Freiheit heraus, ihre wind- und wetterfesten Rocksongs auf noch engeren Raum zu verlagern. “The Can-Can Variety Show” ist die Ampersand-Platte mit dem dicksten und dichtesten Sound bisher, vielleicht gerade deshalb, weil sie im Badezimmer einer Freundin entstanden ist. Die Songs wurden bewusst an der kurzen Leine gehalten; statt aufwendige Space-Rock-Erkundungen zu betreiben, lässt man knarzige Bässe und massige Riffs lieber über listig gesetzte QOTSA-Breaks stolpern. Der schwierige, aber großzügig belohnende Vorgänger “Boredom And Identity” war da in seiner Abenteuerlaune sicher aufregender; das eigentliche Problem mit “The Can-Can Variety Show” sind aber die exaltierten Stimmband-Mätzchen, die sich Lakkinen immer wieder gönnt. Er gurgelt und grollt, er hadert und schmollt. Am besten ist er aber doch, wenn er einfach nur singt.
weitere Platten
Dead One And A Horse
VÖ: 10.07.2009
Boredom And Identity
VÖ: 26.04.2004
Macro
VÖ: 20.09.2001
Split mit Flyswatter
VÖ: 04.12.2000