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    Amplifier
    Mystoria

    VÖ: 05.09.2014 | Label: Superball/Universal
    Text:
    Amplifier - Mystoria

    Seit ihrem Albumdebüt vor zehn Jahren sind Amplifier immer hörbarer geworden und haben sich darauf festgelegt, sich nicht festzulegen. Das Abo auf eine einzigartige atmosphärische Grundstimmung tauschen Amplifier auf “Mystoria” gegen eine Wundertüte Alternativ Rock ein. Darin: Heavy Metal, Happiness, Haschkekse und Hits.

    Seite Drei im Amplifier-Logbuch: senkrecht durch die Wolkendecke, danach Steigflug in großen, weiten Kreisen. Bis zu ihrem letzten Album “Echo Street”, das 2013 bei Kscope erschien, waren Amplifier damit befasst, die Stichbohrung ins All zu vergrößern und sie mit einer basslastigen, dissonanten und zuweilen nebligen Soundwand auszukleiden. Die wesentliche Kurskorrektur auf “Echo Street” hat den Gesang von Sel Balamir in den Vordergrund gerückt und ihn dort zu einem Tribut an den Classic Rock der 70er-Jahre aufgefächert. Es ist daher kein Zufall, dass “Mystoria” in einer Raumkreuzerklasse mit Mastodons “Once More ‘Round The Sun” fliegt. Auch wenn Kollege Metal auf diesem Album lediglich den Türöffner spielt: “Magic Carpets” wird von Balamirs rechter Hand total auf Speed Metal gebürstet. Das dichte Drumming und ein Spacerock-Riff von Steve Durose (ehemals Oceansize) navigieren den Song aus der Käsezone. Nachdem “Black Rainbow” Psychedelic-verliebt zwischen den Planeten Voivod und Muse pendelt, wird der Partycharakter von “Mystoria” erstmals hörbar. Das ganze Album wurde in nur vier Tagen live eingespielt und mitgenommen haben Amplifier dafür nur, was nach einem selbst verordneten Abspecken übrig blieb. “Named After Rocky” täuscht mit einer steilen King Crimson-Skala kopflastigen Stoff an, wendet sich dann aber zwei anderen Größen des 70er-Prog zu. Das Strophenriff haben Rush zu verantworten und Balamir singt darüber wie der junge Peter Gabriel bei Genesis. Spätestens bei “Cat’s Cradle” ploppen die Kronkorken. Die Bassdrum wird auf der Bühne das gute alte Mitklatschspiel provozieren und über einer Reggae-Gitarre kredenzt Balamir Ohrwurmsalat, zu dem man sich sofort warmtrinken möchte. Auch “Bride” ist in bester Feierlaune. Tänzelnd, ja geradezu folkig falsettiert Balamir, bis seine Heimat Manchester an einem weißen Sandstrand mit kühlem Dosenbier liegt. Der Biorhythmus von “Mystoria” folgt einem Vinyl-Ideal, denn in der zweiten Albumhälfte spielen Amplifier wieder ihre dunklen Asse aus. “Open Up” fräst sich mit einer Sägenzahn-Wellenform aus Balamirs Effektpalette in den Boden und “The Meaning Of It” punktet mit dem röhrenwarmen Sound von Soundgardens “Badmotorfinger”. Kurios, dass Amplifier ausgerechnet nach dem Boxenstop in der Prog-Schmiede Kscope ihren Sinn für Tanzfüße und Bierseligkeit entdecken.

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