Amy Millan weiß das wahrscheinlich sogar; bei ihrer stets verräterisch unschuldig dreinblickenden Dream-Pop-Band Stars schreiben Bassist Evan Cranley und Keyboarder Chris Seligman die meisten Lieder, und auf Masters Of The Burial sind vier der elf Stücke Coversongs. Millan nimmt sich also aus der Pflicht, begreift die Fremdkompositionen aber auch nicht als musikalische Herausforderungen. Statt ihre Grundfeste zu erschüttern, beschränkt sie sich darauf, sie thematisch und stilistisch zwischen ihren eigenen Songs einzuordnen. Death Cab For Cuties I Will Follow You Into The Dark bleibt deshalb auch in Millans Akustikgitarren-Version das beste denkbare Lied für Doppelbeerdigungen, und Richard Hawleys Run For Me ist nach ihrer Samthandschuhbehandlung noch immer eine fatalistische Beziehungs- und Weltabrechnung. Mit Masters Of The Burial ergänzt sich das reibungslos, weil Liebe, Sex und (ihr) Tod seit jeher klassische Millan-Themen sind – selbst wenn die whiskeyselige Noch ein Drink-Stimmung ihres Debüts mit dem neuen Album ins zaghaft Zuversichtliche überkippt. Millan beraubt sich damit einer ihrer größten Stärken: Sie spendet kaum mehr Trost, gibt bei der Gelegenheit auch die Country- und Bluegrass-Instrumentierung von Honey From The Tombs auf und schneidet ihre Songs lieber noch entschiedener auf ihren Gesang zu. Der kann weiterhin Steine erweichen, trägt viele Melodien alleine und rettet deshalb auch Millans Skelett-Fassung von Jenny Whiteleys Day To Day. Ein blecherner Drumbeat und dazu diese Stimme – das kann ein Song sein, ist aber noch kein ganzes Album.
weitere Platten
Honey From The Tombs
VÖ: 07.07.2006