Analstahl
Pillepalle Gemüsehalle
Fast ein Vierteljahrhundert haben sich die Münchener Punks Analstahl für ihr zweites Album Zeit gelassen. Obwohl, Album? Tatsächlich gleicht die Ansammlung von 26 Songs, Klangcollagen, Fetzen und Trümmern eher einem Skizzenbuch musikalischer Ideen, einer Playlist voller Quasi-Cover fürs Breakdance auf dem Dorfjahrmarkt oder einer aus dem Ruder laufenden Dichterlesung im Trinkerheim. Bis in die letzte Faser beknackt und dabei fast wieder brillant wirbeln hier die Ideen durcheinander, bis die Freude am Überfluss der Übersättigung weicht. Denn so witzig und engagiert Analstahl ihre Botschaften und Beschreibungen einer Welt voller Gesamtscheiße auch in wildeste Sounds von Hardcore über minimalistisches Bontempi-Piepsen und Beat-Skulpturen bis zu Saufpunk mit Vorstrafenregister und künstlerischem Interesse gießen, so rasch wird das ganze Kuddelmuddel zu viel. Wer kennt es nicht, wenn ein auf den ersten Blick kluger Kopf sich in seinem selbstbesoffenen Esprit nicht bremsen kann und die WG-Party zum Zwangskabarett umwidmet? Was in Bezug auf Analstahl allerdings schon wieder bewundernswert konsequent ist. Sie drücken einem einfach ihre Cleverness in die Fresse, bis man kotzt. Aber manchmal braucht es ja auch genau das zum Wachwerden. Nervt trotzdem.
Das steckt drin: Scheissediebullen, Slime, Trio