Anatomy Of Habit
Ciphers + Axioms
Text: Carsten Sandkämper
Die Band um Bloodyminded-Frontmann Mark Solotroff und den fast schon ikonographischen John McEntire (Tortoise, The Sea And Cake) nimmt während der zwei Songs auf “Ciphers + Axioms” keine Rücksicht auf Befindlichkeiten. Als hätte es Swans und Neurosis nie gegeben, stampfen sie in unheiliger Allianz mit Joan-Of-Arc-Perkussionist Blake Edwards, Wolves In The Throne Rooms Gitarrist Will Lindsay und Ex-Radar-Eyes-Bassist Kenny Rasmussen urgewaltige Sequenzen aus dem Boden, in denen Verzerrung und Dissonanz den Ton angeben. McEntire stellt unter Beweis, dass mit ihm einer der konsistentesten und stücktragenden Schlagzeuger am Werk ist, den man sich für eine Noise-Rock- oder auch Doom-Band wünschen kann. Die A-Seite vergeht sich mit “Radiate And Recede” an den Themenkomplexen Doom, Noise, Hardcore und Gothic, und dekonstruiert alles in respektloser Weise – bis zum fast schon satirischen Doppel-Bass-Stakkato. Die B-Seite “Then Window” endet nach einer nervtötenden, zwischen Halbtönen verrutschenden Wiederholungsschleife rund um die Formulierung “Ciphers And Axioms” mit einer zehnminütigen Gitarrenecho-Kaskade. Der beschwörende Ian-Curtis-Gedenk-Bariton, den Solotroff so theatralisch wie manchmal verstörend vor sich her trägt, hält die aggressive, zum Bersten gespannte Musik auf der Distanz einer Armeslänge. Sie würde einen ohne die sinnstiftenden Worte schlicht erschlagen. Mehr noch als die relativ geordneten EPs, die vor ihm kamen, tut dieses Album weh. Auf die bestmögliche Weise.