Sechs Jahre und ein paar Mitgliederwechsel ist “In Dreams And Time” jetzt her, was gar nichts mehr bedeutet, sobald Justin Maranga seine Wattestimme wieder durch die Landschaften schickt. Ancestors sind eine Instrumentalband, die der Gesang vor allem nicht dabei stören soll, wenn sie zur nächsten großen Post-Rock-Reise ansetzt und dabei immer wieder stehenbleibt, um die kleinen Momente des Lebens zu betrachten. Manchmal legen sie sich sogar hin. Ein Song wie “Lying In The Grass” erinnert mit seinen sanften Bögen und dem angerauten Gesang an die Slowcore-Momente von Shores oder The Appleseed Cast; anderswo bekommen Geigen oder Orgeln ihre eigenen tragischen Momente, statt wie bei anderen Bands einfach nur mitmachen zu müssen. Der Progrock und das Psychedelische klingen nur noch in verschleppten Rhythmen und kitschigen Gitarrensolos an, dafür ist umso mehr Platz für wahre Schönheit. “Suspended In Reflections” ist die beste Version der Musik, die bei Wellness-Terminen aus einem Bildschirm mit künstlichem Aquarium plätschert: einlullend, sanft, aber die Massage bringt sie gleich selbst mit. Das mit knapp über vier Minuten sehr kurze “Release” wirft sein reduziertes Klimpern und Zupfen mittendrin in ein Meer aus Verzerrung, nur um es dann sacht wieder herauszuziehen. Und wenn Maranga zum Abschluss im achteinhalb Minuten langen “The Warm Glow” seine Schmerzenszeilen erst murmelt und dann in die Leere zwischen den schweren Gitarrenriffs brüllt, um sich schließlich im längsten Outro der Welt hinzulegen, bleiben auch die Hörer tiefenentspannt zurück.
weitere Platten
In Dreams And Time
VÖ: 13.04.2012
Invisible White
VÖ: 09.09.2011