And So I Watch You From Afar
Gangs
Text: Matthias Möde
Dabei ist Gangs, das zweite Album von And So I Watch You From Afar, keineswegs eine Schnapsidee. Eher eine konsequente Fortsetzung und Weiterentwicklung des selbstbetitelten Vorgängers. Die rund 45 Minuten von Gangs fußen noch immer auf den beiden nervösen Gitarren von Rory Friers und Tony Wright, nur tritt das Breitwand-Geriffe dank konsequenter Verspieltheit etwas in den Hintergrund. “Think:Breathe:Destroy” könnte mit seinem herrlichen Gitarren-Gefrickel der Soundtrack zu “Wayne’s World 3” sein, zu dem die beiden Protagonisten ihre Matten schwingen. Postrock im Spandex-Anzug sozusagen. Ähnlich wie Vampire Weekend es mit Indierock machen, zerhäckseln And So I Watch You From Afar Postrock, Glam-Metal und aberwitzige Pop-Melodien mit ihren klassischen Rock-Instrumenten. Im poppigsten Track “7 Billion People All Alive At Once” führt das zu einem “Ba, ba/ Ba, ba/ Badadada”-Chor, im Finale des finalen “Lifeproof” sogar zu Congas und Trillerpfeifen.
Wirre Klänge, die sich in den teils wilden Songtiteln wiederspiegeln. Als Instrumental-Band hat man eben keine namensgebenden Rerains, weshalb die vier Iren auf Titel wie “Beautifuluniversemasterchampion” zurückgreifen, der gar nicht so weit vom entsprechenden Song entfernt sein kann, liefert er im Mittelteil doch einige der wenigen Schönmalereien des Albums, gönnt sich dabei aber keine Pause. Komplett zurück nimmt sich nur der erste Teil der beiden “Homes”-Songs, “Ghost Parlor KA-6 To…”, der mit nicht mal drei Minuten ohnehin einen Sonderfall darstellt. Teil zwei, “… Samara To Belfast”, spielt mit knapp zehn Minuten nicht nur längentechnisch in einer anderen Liga. Drummer Chris Wee schlägt sich zu schmeichelnden Riffs warm, bis nach etwa zweieinhalb Minuten wieder gefrickelt und drauf geschmettert werden darf. Endlich! Die harten, verspielten und verschachtelten Parts liegen And So I Watch You From Afar einfach viel besser. Die nachdenklichen Momente hat man am Ende der Platte sowieso vergessen, weil man zu all den aufgefahrenen Effekten, Sounds, Breaks und gelegentlich Schreien ruhelos herumgehüpft ist, Luftgitarre gespielt und seinen Körper wie eine Marionette hat herrenlos mitgehen lassen. Der Geist im Bereitschaftsdienst, das Fleisch an der Schüppe.
Diese Ruhelosigkeit hört man dem Quartett aus Belfast ebenso an, wie sie sich anhand ihres Tourplans belegen lässt. Über 300 Konzerte sind dort seit Anfang 2009 vermerkt. So entstand “Gangs” nicht etwa in einer Ruhephase, sondern im Sommer 2010, in dem die Band auf diversen Festivals zu Gast war. In der Woche arbeiteten And So I Watch You From Afar am Album, am Wochenende beglückten sie ihre Fans auf der Bühne, denen “Gangs” nun auch gewidmet ist. Kaum lesbar steht im Beileger rot auf schwarz geschrieben: “…This is for all the gangs we’ve met along the way and all the gangs we’re still to meet.” ein braves Dankeschön an Familie, Mitstreiter und Fans, das der Titeltrack “Gang (Starting Never Stopping)” entsprechend vertont – mit Amok laufenden Gitarren, Bassbreak und wildem Schlagzeug.
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