...And You Will Know Us By The Trail Of Dead
XI: Bleed Here Now
Text: Juliane Kehr
Unter akustischen Gesichtspunkten ist die Scheune in Texas, die sich die Band zum Aufnehmen ausgesucht hat, nämlich nicht optimal, aber Feld, Sport- und Grillplatz stechen die perfekte Akustik aus. Außerdem ist genug Raum, um im Quadrophonie-Verfahren aufzunehmen, einer Vierkanal-Aufnahmetechnik, die als Vorläufer des Dolby-Surround-Sounds gilt. So entstehen lebensbejahende Songs wie das indierockige “Field Songs”, das erst durch seinen dystopischen Rattenschwanz daran erinnert, welch kunstbesessene Soundtüftler hier am Werk sind, oder das an den Foo Fighters-Hit “Everlong” erinnernde “Penny Candle”. Von epischen Openern wie “Ode To Isis” vom vierten Album “Worlds Apart” oder majestätischen Soundkathedralen, wie sie drei Alben später “Tao Of The Dead” errichtet, ist der elfte Streich der Konzeptkünstler weit entfernt. Die Single “No Confidence” lässt lieber mit Hardrock-Gitarren und Orgel keinen Zweifel daran, an welcher Epoche sich die Texaner abarbeiten, und das folgende “Kill Everyone” gibt sich als Punkbrecher aus dem Lehrbuch. Ruhigere Töne bedient “Growing Divide”, eine angenehm verträumte Akustikballade, für deren zweistimmigen Gesang sich das Kreativduo Conrad Keely und Jason Reece Unterstützung von Spoon-Frontmann Britt Daniel holt. Das zunächst vor sich hin plätschernde “Golden Sail” nimmt im zweiten Teil Fahrt Richtung psychedelische Weiten auf und präsentiert passend dazu mit dem VC340-Vocoder nur einen aus einer ganzen Reihe von auf dem Album verwendeter Synthesizer, die sich jedoch nie unangenehm vor die Gitarren schieben. “A Life Less Melancholy” ist dann wieder ein düsteres Stück Klangdystopie, das erst ganz am Ende Erlösung in einem Dur-Akkord findet. Das folgende “Taken By The Hand” will in elf Minuten scheinbar in alle Richtungen gleichzeitig. Durchdachter, sich der erzählten Geschichte verschreibend, klingt dann erst wieder “Millennium Actress”: “Don’t let our demons define us alone”, singt Keely, passend ergänzt von Dresden Dolls-Mitglied und langjähriger Freundin der Band Amanda Palmer. Überraschend fröhlich schließt sich “Salt In Your Eyes” an, um nach zwei Minuten in völliges Chaos auszubrechen, bis Drum-Sticks klappernd auf den Scheunenboden fallen und jemand “someone check the potatoes” ruft. Der Fokus lag diesmal wohl mehr auf dem Grillgut als auf dem Gesamtkonzept. Das tut der Qualität der Songs keinen Abbruch, in punkto Gesamtkunstwerk hat die Band in der Vergangenheit die Latte jedoch schon höher gelegt.
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