Andy Burrows And Matt Haig
Reasons To Stay Alive
Text: Markus Hockenbrink
Vor allem eine Beobachtung stellt “Reasons To Stay Alive” ganz nachhaltig in den Raum: Bei all den Künstlern, die gerade am Werk sind, Pop- und Rockmusik kompromisslos, originell und aufregend in die Zukunft zu katapultieren, kann es manchmal ganz schön sein, einfach zwei sympathischen Könnern bei altmodischer Maßarbeit zuzuhören. Schließlich war es Burrows, der hinter Johnny Borrells großer Klappe bei Razorlight lange Jahre für die songschreiberische Substanz sorgte, und Matt Haig, dessen entwaffnend lockere All-Ages-Bücher die menschliche Existenz und ihre implizite Absurdität in ein gnädiges Licht rückten. Sein bekanntester Titel “Reasons To Stay Alive” (auf Deutsch als “Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben” erschienen) teilt sich den Namen mit dieser Elf-Song-Kollektion, die auch das entsprechende Thema aufgreift. Es geht um Depressionen und ihre Überwindung – einfühlsam, humorvoll und vor allem ohne unpassende Hauruck-Prosa vorgetragen. Am hellsten strahlen dabei Burrows’ an Elton John und Paul McCartney angelehnten Earcandy-Melodien in Queen-Orchestrierung, über die der Musiker dann und wann ein kleines Disco-Falsett singt, das bis in die Mundwinkel lächelt. Den sonnendurchfluteten Songs stehen Texte gegenüber, die in der Regel ebenfalls einen heiteren Schwung im Schritt haben und nur ausnahmsweise in Klischee-gesättigte Zeilen wie “You don’t know someone else’s truth/ Until you walk a mile in their shoes” abgleiten. Well done.