Angel Du$t
Brand New Soul
Ums kurz zu machen: selbstverständlich. Zu “Very Aggressive” etwa kann man sich immer noch herrlich in Turnschuhen und Shorts gegenseitig die Fresse polieren, aber das mit der neuen Seele im Titel ist auch nicht ganz falsch.
Erstmals nimmt Justice Tripp selbst das Ruder in die Hand und produziert ein Album selbst, statt es nochmal dem feinen Händchen von Will Yip zu überlassen. Vor allem, um es aktuellen und ehemaligen Mitgliedern zu ermöglichen, “nahtlos zusammenzuarbeiten” und ein “kohärentes Ganzes auf dem Album” zu schaffen, sagt er. Das war wohl tatsächlich nötig, denn mehr denn je versteht er seine Band, die auch mal Supergroup geschimpft wurde, als Kollektiv: über ein Dutzend Musiker*innen von Bands wie Citizen, Vein.FM und Narrow Head wirken an der Platte mit.
Trotz des Erfolgs von “Glow On” und den damit einhergehenden Live-Verpflichtungen waren zumindest Daniel Fang und Pat McCrory von Turnstile an einigen Aufnahmen beteiligt. Obwohl die beiden schizophrenerweise beim 99-sekündige “Space Jam” gar nicht mitgemacht haben, klingt der Song wie eine hyperaktive Version von Turnstile.
Sei’s drum, dafür saßen sie bei “Wasted Of Space” im Studio: ein Cover der eher wenig bekannten und aufgelösten LoFi-Band The Coneheads, den sie mit einer übertrieben breitbeinigen Bassline und Brunftschreien in eine Art Post-Punk-Revival-Track verwandelt haben. Etwas, das sinnbildlich für die Unberechenbarkeit steht, die Tripp mittlerweile an den Tag legt, denn es könnte ewig so weitergehen.
Nach dem Hardcore-Ritt schmeißt er einen in “Born 2 Run” nämlich in ein Retro-Cabrio, um zu luftigem Jangle-Pop, Bongos und mit Kopfstimme ähnlich wie auf “Yak: A Collection Of Truck Songs” (2021) in der Wüste gen Sonnenuntergang zu cruisen.
Aber mal kurz anhalten und Rast machen, ist nicht drin: Das hier ist nicht nur alles doppelt so catchy wie auf “Pretty Buff” (2019), sondern auch ein Ausflug ins “Bat-Country”, denn hinter “Racecar” verbirgt sich ein bedröhnter Country-Noise-Mindfuck der Marke Ween mit Mellotron und Gestöhne von Fizzy, dem Sänger der ebenso verschrobenen Band Loosey.
Wen “I’m Not Ready” mit Blur-Touch und einem Synthieteppich, der so bunt strahlt wie die Happy Mondays in der Hacienda, dann noch überrascht, hat nicht begriffen, wie viel Spaß es macht, sich von Tripp mit einem Blumenstrauß verprügeln zu lassen. Oder um es mit den Worten von Michał Kwiatkowski im Titelsong zu sagen: “I love this very agressive music.”
Das steckt drin: Turnstile, Violent Femmes, Ween
weitere Platten
Yak: A Collection Of Truck Songs
VÖ: 22.10.2021
Bigger House (EP)
VÖ: 11.06.2021
Lil House (EP)
VÖ: 15.07.2020
Pretty Buff
VÖ: 15.03.2019
Rock The Fuck On Forever
VÖ: 20.05.2017