Wir sind nicht nach Berlin gegangen und auch keine Amerikaner geworden. Wir haben auf Angelika Express gehört, denn die Lieder und Parolen der drei Düsseldorfer hatten was. Kaum ein Jahr nach dem Debüt gibt’s jetzt Nachschub, denn Angelika Express glauben an das Beatband-Ideal, nach dem es in jedem Jahr eine neue Platte geben muss. “Alltag für alle” heißt die neue Forderung. Eine Bitte nach Ruhe und Besinnung nach einem Jahr, in dem die großen und kleinen Fiaskos Überhand nahmen. Was rettet, ist ein Blick zurück: “1970” – “super Mode und Musik / Politik und Unterhaltung voller Stil und mit Niveau / Alle Menschen dürfen rauchen / Und im Fernsehen sowieso.” Freie Liebe gab’s auch, und wir erinnern uns an “Nico Päffgen”, “die traurige Frau aus Köln”. Und so wirkt diese Deutsch-Pop-Platte aus dem Hier und Jetzt überraschend oft nostalgisch. Zum Beispiel “Rock Fucker Rock”, debiler Titel, aber doch Höhepunkt der Platte: Musikalisch lupenreiner Powerpop mit wunderbarer Reminiszenz an den Teenage Fanclub, und Sänger Robert Drakogiannakis singt über die Möglichkeiten der Körperflucht beim Hören von AC/DC. Und irgendwann wird “Alltag für alle” zwischen tollen (“Antonia”) und weniger tollen Liedern (“Es wird böse enden”) zur Party-Platte: “Gitarren für die Mädchen, Champagner für die Jungs / Wir feiern jetzt auf Rechnung des Ministeriums” heißt es im Refrain von “Feierabend of Destruction”. Ist der Aufbruch schon vorbei? Der Angelika Express ist mit dieser Platte zum ‘Eskapismus-Express’ geworden. Nächster Halt ‘Neue Nachdenklichkeit’?
weitere Platten
Positiver Stress
VÖ: 01.07.2021
Split-EP mit Illegale Farben
VÖ: 06.09.2019
Letzte Kraft Voraus
VÖ: 17.11.2017
Die Dunkle Seite der Macht
VÖ: 26.11.2010
Goldener Trash
VÖ: 13.02.2009
dto.
VÖ: 10.03.2003