So klingen also Jugendverschwender, die ohne Yuppie-Verbrechen, aber eben auch ohne NATO-Doppelbeschluss aufwachsen und ihr Heil in der äußeren Immigration suchen: Engagiert hedonistisch sieht man sich als moderne Bohème und lacht – schließlich kommt man aus der Weltmetropole Köln – über all die Typen, die ihr Glück in Berlin, Deutschlands neuer Mitte, machen wollen. Die Stimme von Robert Drakogiannakis klingt dabei gerne mal wie die von Rio Reiser, während die Musik ohne Umschweife das Ziel trifft: Punkriffs, Power-Pop, Indie-Geschredder, Funkrhythmen á la Clash, Ska-Anklänge – Angelika Express rennen den Gegner (System, Ex-Freundin, soziale Kälte, Langeweile etc.) einfach und mit einem beherzten “1,2,3, go for it!” über den Haufen. Allein die Zeilen “Und sie sagte / als ich sie fragte / nach der besten Gruppe aller Zeiten auf der ganzen Welt / dass ihr Teenage Fanclub gut gefällt” haben einen Preis verdient, doch wenn der Song dann auch noch mit einer Melodie ausgestattet ist, die einem noch zwei Tage nach dem letzten Hören im Kopf rumspukt, ist man fast gewillt, dem Kölner Trio seinen befremdlichen Bandnamen zu verzeihen. Großartig auch, wenn die drei zu Mordfreunden werden – siehe “Paul muss sterben”, das eine Anfang der Achtziger begonnene Trilogie fertigschreibt: Denn Angelika Express reihen sich gewitzt ein zwischen Trios “Los Paul” und “Paul ist tot” von den Fehlfarben. Das denkt übrigens auch Peter Hein, Sänger der letzteren, der hier bei “Verkaterter Dienstag” zu hören ist und das Kölner unlängst mit auf Tour nahm.
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