Anger MGMT
Anger Is Energy
Text: Lisa Elsen | Erschienen in: VISIONS Nr. 363
“Anger Is Energy” von Anger MGMT verpasst einem mit brennender Faust einen platzierten Schlag in die Magengrube: Bereits im Opener “Pit Of My Stomache” fräsen sich die Ängste so lange durch Kopf und Bauch, bis vom Blastbeat nur noch die Konturen verbrannter Erde übrigbleiben.
Auf diesen Überresten balanciert der Gesang von Nik Petronijevic haarscharf über dem Abgrund – und mit jedem weiteren Riff nur knapp am Kontrollverlust vorbei, schließlich geht es um die Dämonen, die dem Sänger seit seiner Kindheit im Nacken sitzen. Den Umgang mit Angst und Depressionen thematisiert er mit der schonungslosen Wucht eines Matt Berninger und spätestens mit “Sabotage” und “Those Days” ist klar: Auf der Suche nach Halt bricht nicht nur der Wunsch nach festem Boden unter den Füßen ein, sondern auch die bis zur Verzerrung hochgedrehten Gitarrenverstärker, die sich zwischen dem drückenden Bass wie eine Bleidecke über die Zeilen “There was a time, when time didn’t matter” legen.
Durch die Dopplung von Petronijevic hymnisch hallender Stimme gibt “Those Days” diesem Zwiespalt zusätzlich Zunder und befeuert einen Kampf mit dem eigenen Ich, wie ihn etwa Idles mit “Crawler” ausgefochten haben. Mit “Anger Is Energy” gelingt dann am Ende das Kunststück, die inhaltliche Schwere zur Seite zu schieben und der Platte positive Aggressivität einzuprügeln.
Das steckt drin: Boundaries, Idles, The National