Angie Reed
The Best Of Barbara Brockhaus
Text: Katja Ferwagner
Der Untertitel der Platte: “Music for the lazy and not the bureaucraZy!” macht das Werk sofort sympathisch. Er scheint zu sagen: Motivationsgestörte der Erde, vereinigt Euch! Genau. Das macht es fast so sympathisch wie die Hauptperson des Werks, Barbara Brockhaus, das Alter Ego der Performancekünstlerin Angie Reed, einer Amerikanerin in Berlin. Barbara ist tödlich gelangweilt von ihrem stupiden Arbeitsalltag und vertreibt sich die Zeit zwischen Kaffeekochen und Aktenordnen mit sexuellen Phantasien. Gute Idee! Das finden auch die Fans ihrer “Barbara Brockhaus Secretary Show”. Jede der Bühnenphantasien, die da so angespielt wurden, findet sich auf der Platte wieder. Wie eine Art Peaches mit Kleinmädchenstimme erzählt Barbara kleine, fies-dreckige Geschichten von Parties und von Zusammentreffen mit Typen, die jeder nachvollziehen kann: “I saw this cute guy and gave him wink, but gave it a second thought when he opened the mouth.” So ist das. Thrash Country bei “No Pony”, Garagenrock mit Moldy Peaches-DIY-Appeal bei “I Think I Love Him”, Sleazepop bei Habibi – Frau Brockhaus bietet viel auf Platte, doch auf der Bühne noch viel mehr. Teilweise lässt sich ihr Witz in Hits umwandeln, teilweise jedoch nicht, und dann gibt es dahinplätscherndes Elektrotrashfüllmaterial. Hundert Punkte verdienen auf jeden Fall die detailverliebten Zeichnungen im Booklet sowie das Coverphoto, das zwei Anzugträger zeigt, die vor Frau Brockhaus auf den Knien liegen und ihre Finger sauber lecken. Doch, so was beeindruckt.
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XYZ Frequency
VÖ: 11.11.2005